KommentarJapans Finanzgruppen

Sayonara, Japan AG

Die Finanzgruppen MUFG und SMFG wollen ihre Toyota-Aktienpakete verkaufen. Damit tritt die Entflechtung der Überkreuzbeteiligungen in Japan in eine neue Phase ein.

Sayonara, Japan AG

Finanzgruppen

Sayonara, Japan AG

Von Martin Fritz

Vor bald 50 Jahren war die Japan AG einmal das Schreckgespenst des Westens, angeblich drohte ein von Japan dominiertes 21. Jahrhundert. In der Praxis war die Japan AG gleichbedeutend mit einem solch großen Ausmaß an gegenseitigen Kapitalbeteiligungen, dass andere Aktionäre praktisch keinen Einfluss ausüben konnten. Der Anteil dieser Verschränkungen umfasste damals über die Hälfte des Aktienmarktes. Inzwischen haben viele Unternehmen ihre Anteile an Geschäftspartnern stark verringert. Diese Art der unproduktiven Kapitalbindung ergab immer weniger Sinn.

Die Großbanken stemmten sich jedoch lange gegen diesen Wandel. Sie fürchteten den Verlust ihrer Großkunden für Unternehmenskredite, falls sie ihre symbolträchtigen Anteile verkauften. Aber der Wind hat sich gedreht. Schon in den vergangenen Jahren verkauften die großen Finanzgruppen zumindest einige Aktien von Firmenkunden und erhöhten damit ihre Gewinne, da die Papiere einst zu günstigen Kursen eingekauft wurden und teilweise zum Buchwert in der Bilanz standen.

Verkäufe als Aktienkurstreiber

Mit der Entscheidung, ihre Toyota-Anteile abzustoßen, blasen die Finanzgruppen MUFG und SMFG (die Finanzgruppe Mizuho besitzt keine Toyota-Aktien) zu einer zweiten Verkaufswelle von Überkreuzbeteiligungen im Finanzsektor. Erstens heben die Institute damit erhebliche Bilanzschätze und setzen Kapital für eigene Geschäftszwecke frei. Davon profitieren auch ihre Aktienkurse. Zweitens folgen die Unternehmenskunden der Großbanken selbst der Vorgabe von Regierung, Börse und Aktionären, eigene Anteile an Geschäftspartnern zu verkaufen. Damit haben sie kein Argument mehr, ihre Banken für das gleiche Vorgehen zu kritisieren.

Die Aktienrückkaufprogramme vieler Unternehmen stützen diesen Trend im Finanzsektor. Denn auf diese Weise können die Großbanken ihre Aktienbestände entweder über den Markt oder direkt an ihre Firmenkunden verkaufen, ohne dass die Kurse darunter leiden. Die letzte Bastion der einst so gefürchteten Japan AG dürfte daher langsam, aber sicher fallen.

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