Schaeffler-Aktionären drohen Bauchschmerzen
Autozulieferer
Nicht ohne
Bauchschmerzen
Von Stefan Kroneck
Keine Frage, die Transformation zur Elektromobilität hat den Zwang zur Konsolidierung in der deutschen Automobilindustrie deutlich erhöht. Es herrscht Druck im Kessel. Das gilt insbesondere für die Zulieferer. Je schneller die Unternehmen den erforderlichen Umbau anpacken und voranbringen, desto größer ist ihre Chance, den Übergang vom Verbrennungsmotor hin in das Zeitalter der Elektrofahrzeuge zu überstehen und dadurch das eigene Überleben zu sichern. Wer das nicht tut, droht vom Markt zu verschwinden.
Größenvorteile im Blick
Vor dem Hintergrund dieser existenzbedrohlichen Risiken zermartern sich die Verantwortlichen in den Führungsetagen die Köpfe, welche Strategie die beste ist, um sich den Herausforderungen zu stellen. Schaeffler ist überzeugt, dass die Nutzung von Größenvorteilen die richtige Antwort darauf sein könnte. Der fränkische Autozulieferer will sich den Antriebsspezialisten Vitesco einverleiben, um den eigenen Fortbestand in neuem Gewand zu sichern. Für das Vorhaben wirbt Vorstandschef Klaus Rosenfeld mit einem Wachstums- und Kosteneinsparungskonzept, welches in der Tat einer „strategischen Logik“ folgt, wie er es formuliert. Beide Unternehmen ergänzen sich in ihrem Produktportfolio. Auf dem Papier sehen solche Pläne oftmals überzeugend aus. In der Realität ist es dann aber meist anders. Es kommt deutlich weniger heraus, als ursprünglich versprochen wurde. Oder das Projekt scheitert, bevor es richtig losgeht.
Im aktuellen Fall haben zwar Großbanken ein zu stemmendes Finanzierungsvolumen von 1,8 Mrd. Euro zugesichert. Doch angesichts der hohen Netto-Finanzschulden der Schaeffler-Gruppe von über 3 Mrd. Euro könnte das Vorhaben so manchem Investor Bauchschmerzen bereiten, schließlich ist die Phase des „billigen Geldes“ längst vorüber. Die Zinswende sorgt für deutliche Mehrbelastungen, vor allem bei jenen Adressen, die hohe Finanzverbindlichkeiten aufweisen.
Gut vernetzt
Obgleich Vitesco auf die Ankündigung sehr verhalten reagierte, könnte sich die gute Vernetzung der Schaeffler-Führung in der Branche als Vorteil erweisen. Schließlich sitzen Rosenfeld und Eigentümer Georg Schaeffler auch im Aufsichtsrat von Vitesco. Die Familie hält fast die Hälfte des Vitesco-Grundkapitals. Eine Ironie der Industriegeschichte ist, dass Schaeffler nach einer früheren Einheit von Continental greift – also einer Sparte jenes Konzerns, den der Autozulieferer vor 15 Jahren mehrheitlich übernehmen wollte und dabei mitten in der Finanzmarktkrise fast in den Untergang schlitterte. Ein exogener Schock ist diesmal nicht zu erwarten.