Notiert inParis

Schlechte Signale

Die geplante Schließung von drei Goethe-Instituten in Frankreich sorgt für Fassungslosigkeit, Bettwanzen für Aufregung und Restaurants wie das Bouillon Chartier für Warteschlangen.

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Von Gesche Wüpper

Eine Villa aus dem 19. Jahrhundert am Rande des Jardin Public in Bordeaux. Fasziniert betrachten die Besucher die Bilder der Fotografin Anne Schönharting von der Agentur Ostkreuz: Porträts von Menschen und ihren Wohnungen in Berlin-Charlottenburg, die oft wie Gemälde wirken. 

Die Ausstellung im Goethe-Institut Bordeaux ist noch bis Ende März angesetzt. Eigentlich. Denn zwei Tage vor der Vernissage am Samstag hat die Münchner Zentrale der Leitung des Goethe-Instituts in Bordeaux eröffnet, dass es Ende des Jahres geschlossen werden soll, genau wie das Goethe-Institut in Lille und ein Verbindungsbüro in Straßburg sowie andere Standorte in Westeuropa und Washington.

„Ich bin gerade erst nach Bordeaux gezogen“, berichtet eine junge Frau. „Ich habe mich extra für Bordeaux entschieden, weil es hier am Goethe-Institut Deutschkurse für Kinder gibt.“ 

Wie andere Franzosen ist sie fassungslos, dass in Frankreich drei Goethe-Institute geschlossen werden sollen. Ausgerechnet in Frankreich, dem wichtigsten Partner der Bundesrepublik, nur wenige Monate nachdem Paris und Berlin feierlich den 60. Jahrestag der Élysée-Verträge gefeiert haben. 

Stattdessen sollen die Goethe-Institute ihre Präsenz in Osteuropa ausbauen. Für die in den letzten Monaten ohnehin oft angespannten deutsch-französischen Beziehungen ist die Entscheidung kein gutes Signal. 

Die Zentrale der Goethe-Institute in München habe nach der Entscheidung des Haushaltsausschusses Vorschläge zu einer Neuausrichtung gemacht, die jetzt umgesetzt würden, heißt es in Berliner Regierungskreisen. Die betroffenen Standorte in Frankreich können diese allerdings nur schwer nachvollziehen.

„Wir sind überzeugt, dass dies ein wichtiger Ort in Bordeaux ist“, sagt die Leiterin des Goethe-Instituts Luise Holke in ihrer Rede zur Eröffnung der Fotoausstellung. „Wir haben immer Mittel zur Finanzierung von Ausstellungen gefunden. Diese hier wird vom Berliner Senat finanziert.“

Vormarsch der Wanzen

Complet, complet, complet heißt es Sonntag auf der Rückfahrt von Bordeaux nach Paris bei fast allen Zugverbindungen. Im vollbesetzten TGV bleibe ich vor meinem reservierten Sitzplatz stehen. Ich sollte lieber einen kritischen Blick auf den Sitz werfen, schießt mir durch den Kopf.

Denn seit ein paar Wochen sorgen immer wieder Berichte von Bettwanzen in Zügen, Kinos und der Metro für Schlagzeilen. Die lästigen Insekten breiten sich immer stärker aus.

Laut einem Bericht der Agentur für Lebensmittelsicherheit Anses (Agence Nationale Sécurité Sanitaire Alimentaire) hatten zwischen 2017 und 2022 11% der französischen Haushalte mit Bettwanzen zu kämpfen. Das ist nicht nur lästig, sondern auch teuer. 886 Euro mussten die betroffenen Haushalte im Schnitt dafür ausgeben, die Bettwanzen wieder loszuwerden.

Inzwischen hat die Stadt Paris die Regierung aufgefordert zu handeln, um die Olympischen Spiele im nächsten Jahr angemessen durchführen zu können. Transportminister Clément Beaune will deshalb diese Woche mit Verkehrsbetreibern beraten, was getan werden kann. 

Fastfood-Vorläufer

Erfreulicher als der Vormarsch der ausgerottet geglaubten Bettwanzen ist ein anderes Comeback, das in Frankreich zu beobachten ist: das der sogenannten Bouillons. Dabei handelt es sich nicht um die gleichnamige Suppe, sondern eine danach benannte Restaurantkategorie, die einfache Hausmannskost zu günstigen Preisen anbietet.

Entstanden sind die Bouillons im 19. Jahrhundert als eine Art Vorläufer von Fastfood-Restaurants. Eines der bekanntesten ist das Chartier in der Nähe der Grands Boulevards in Paris, das von vielen Reiseführern empfohlen wird. Das Restaurant, vor dem Touristen oft Schlange stehen, hat inzwischen zwei Ableger. Auch in anderen Großstädten sind in letzter Zeit neue Bouillons dazugekommen.

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