Schott Pharma mit halbherzigem Börsengang
Schott Pharma
Halbherziger Börsengang
Von Christoph Ruhkamp
Schott Pharma öffnet sich nur halbherzig dem Kapitalmarkt – mit einem IPO, dessen Erlös an den Mutterkonzern fließt, und in der Rechtsform einer KGaA.
Schott Pharma hat ihre Intention to Float in einem fragilen Marktumfeld veröffentlicht. Niemand weiß, ob die Zinserhöhungen der Notenbanken wirklich den Zenit erreicht haben – oder ob weitere Anhebungen zur Eindämmung der Inflation und eine daraus folgende wirtschaftliche Eintrübung bald die Aktienkurse drücken. Ein Selbstläufer wird der Börsengang sicher nicht. Es ist erst das dritte IPO in Deutschland in diesem Jahr. Das Debüt der United-Internet-Webhosting-Tochter Ionos im Februar hat sich zum Kursflop entwickelt, und auch die durchschnittliche Kursentwicklung aller zwölf bisherigen IPOs in Europa in diesem Jahr liegt bei minus 3%.
Dem hat Schott Pharma blendende Geschäftszahlen entgegenzusetzen. Der Medikamentenverpacker ist das "beste Pferd im Stall" der Schott AG. Das Unternehmen aus Mainz profitiert mit seinen Glasspritzen von einer Sonderkonjunktur durch neue Antifettleibigkeitsmedikamente, die per vorbefüllbaren Spritzen verabreicht werden. Die Ebitda-Marge liegt für die ersten neun Monate des Geschäftsjahres bei üppigen 28%. Weiteres Wachstum dieses Markts ist absehbar. Das dürfte viele skeptische Investoren von einem Investment in die Schott-Pharma-Aktie überzeugen.
Umso bedauerlicher ist es, wie halbherzig die Schott AG ihre Tochter für den Kapitalmarkt öffnet. Eigentlich dient ein Börsengang auch dazu, einem Unternehmen flexiblere Finanzierungsmöglichkeiten für das Wachstum zu verschaffen. Gewöhnlich nutzt man diese Möglichkeit auch gleich beim IPO mit einer Kapitalerhöhung. Doch Schott macht nur Kasse. Es werden nur bestehende Aktien angeboten. Der Emissionserlös fließt nur in die Tasche des Eigentümers. Das Unternehmen erhält nichts und soll das geplante Wachstum aus dem Cashflow finanzieren.
Ähnlich sieht es bei der Rechtsform der Schott Pharma aus. Es handelt sich um eine KGaA – eine Kommanditgesellschaft auf Aktien. Eine totale Ausnahme in der Landschaft börsennotierter Unternehmen ist das nicht mehr. Zeitweise waren mit Fresenius, Fresenius Medical Care, Merck und Henkel vier Unternehmen dieser Rechtsform im Dax. Einziger persönlich haftender Gesellschafter der KGaA kann auch eine Kapitalgesellschaft sein, die dann indirekt die KGaA leitet. Doch mit der KGaA werden die Rechte außenstehender Aktionäre deutlich beschränkt, um zugleich dem bisherigen Alleineigentümer weiter maßgeblichen Einfluss einzuräumen und diesen selbst dann noch dauerhaft zu sichern, wenn er nicht mehr die Mehrheit hält. Einigen potenziellen Investoren wird das nicht gefallen.