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So geht Risikostreuung

Das Abkommen Europas mit dem Mercosur wäre eine starke Ansage an Donald Trump. Die EU würde zeigen, dass „De-Risking“ nicht nur eine Floskel ist.

So geht Risikostreuung

Mercosur

So geht Risikostreuung

Von Detlef Fechtner

Die Frage, ob die am Freitag unterschriebene Freihandels-Vereinbarung zwischen der EU und dem südamerikanischen Mercosur tatsächlich je in Kraft treten wird, ist noch offen. Denn Franzosen, Niederländer, Iren und Österreicher sind dagegen. Auch die Polen haben Vorbehalte, ebenso die Italiener. Würden diese sechs Staaten alle mit „Nein“ votieren, wäre der EU-Mercosur-Pakt vom Tisch. Und ja, für alle, die auf eine Kehrtwende Polens nach deren Präsidentschaftswahl setzen, der Hinweis: Auch das Quintett ohne Polen könnte das Abkommen ausbremsen.

Dass also ein durchaus hohes Risiko einer Ablehnung des Abkommens besteht, ist nicht gut. Denn die Vorteile eines Abbaus von Zöllen zwischen Europa und wichtigen Staaten Südamerikas sind offensichtlich. Erstens würde der Handel spürbar belebt. Der Mercosur-Pakt wäre ein kräftiger Anschub für Europas Export und damit ein echter Kontrast für die ansonsten recht trüben Wachstumsperspektiven der hiesigen Volkswirtschaften. Zweitens würde das Abkommen den Zugang zu kritischen Rohstoffen verbessern, auf die Europa beim Ausbau von Green Tech und anderen innovativen Geschäftsfeldern angewiesen ist. Drittens könnte der Pakt beim Abbau von Bürokratie helfen und Hürden aus dem Weg räumen, damit Europäer sich an Ausschreibungen in Südamerika beteiligen können. Vor allem aber wäre die Vereinbarung ein starkes politisches Signal an Donald Trump und seine Überlegungen, Importzölle auf Waren auch aus Europa zu erheben. Denn die Europäer würden zeigen, dass für sie „De-Risking“, also die Streuung der Risiken durch Reduzierung der Abhängigkeiten von einzelnen Handelspartnern, keine Floskel ist. Im Gegenteil: Genau so, wie jetzt beim EU-Mercosur-Deal, geht Risikostreuung.

Gewiss, einige Vorbehalte sowohl von Klimaschützern als auch Landwirten sind valide, die EU muss sie ernst nehmen. Aber die Antwort auf die Kritik muss lauten, den Warenverkehr durch Schutzmaßnahmen für Umwelt und Klima sowie Unterstützungen für Europas Bauern zu flankieren. Und ganz sicher nicht, auf Freihandel zu verzichten.

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