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Sorgen vor Rückschlag

An den Finanzmärkten wird die Wachstumsangst immer größer. Viele Anleger sehen deshalb auch die Gefahr eines deutlichen Rückschlags an den Aktienmärkten.

Sorgen vor Rückschlag

Finanzmärkte

Sorge vor Rückschlag

Von Kai Johannsen

Die Gemengelage an den Kapitalmärkten ist derzeit durch abnehmende Inflationssorgen einerseits und zunehmende Wachstumsängste andererseits gekennzeichnet. Die jüngste EZB-Umfrage zu Inflationserwartungen in der Eurozone und die nicht mehr stark steigende Inflation in den USA haben die Erwartung der Marktteilnehmer, dass die Leitzinserhöhungen ihrem Ende entgegensehen, untermauert. Das bedeutet in der Tendenz eine Entlastung für Unternehmen auf der Refinanzierungsseite, spricht für Aktien und auch für niedrigere Bondrenditen.

Schwerer wiegen dürfte in den kommenden Wochen – je nachdem, wie die anstehenden Konjunkturdaten ausfallen und damit ein globales negatives Rezessionsszenario wahrscheinlicher werden lassen – die Konjunktursorge. Kommt es tatsächlich zum Einbruch der wirtschaftlichen Aktivität, sind Umsatz- und Gewinneinbußen der Firmen in den kommenden Quartalen einzukalkulieren. Das ist negativ für Aktien, erhöht demzufolge das Rückschlagrisiko, das an den Märkten immer mehr thematisiert und von vielen Akteuren befürchtet wird. Eine schlechte Konjunkturentwicklung würde ihrerseits ebenfalls dafür sprechen, dass die Zentralbanken nicht mehr so stark auf die Zinsbremse treten werden, zumal ja auch der Teuerungsdruck nachlässt. Erste Stimmen im Markt gehen angesichts dieser wahrscheinlicher werdenden wirtschaftlichen Entwicklung schon davon aus, dass die US-Notenbank bereits 2024 mit Zinssenkungen beginnen wird. Und EZB-Chefin Christine Lagarde hält für September eine Zinspause zumindest mal für eine Option.

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Tritt dieses wirtschaftliche Szenario tatsächlich ein und legen die Aktienmärkte den Rückwärtsgang ein, sollten sich Anleger auch auf einen weiteren Rückschlag einstellen, und zwar an den Märkten für sichere Staatspapiere, wozu auch die Bundesanleihen gehören. Denn die Bundrenditen werden dann nicht nur durch nachlassende Inflations- und Zinsängste gedrückt, sondern auch, weil Anleger dann den sicheren Hafen ansteuern, also Gelder aus Aktien in Anleihen umschichten. Ein Abtauchen der zehnjährigen Bundrendite unter die Marke von 2% ist dann sehr wahrscheinlich.