Stolze Griechen verdienen Lob
Kreditrating
Stolze Griechen verdienen Lob
Von Stefan Reccius
Für die Stabilitätswächter des EU-Rettungsfonds ESM ist es ein „Gamechanger“, Bankenvolkswirte senden Glückwünsche nach Athen, die Analysten der DZ Bank rühmen die "Rückkehr in den Anleihe-Olymp": Griechenland hat von der Ratingagentur S&P Global das Gütesiegel Investment Grade zurückerhalten. An den Märkten war das erwartet worden. Um eine einschneidende Entwicklung handelt es sich dennoch.
Dreizehn Jahre nach dem Absturz in den Ramschbereich haben die Griechen quasi-offiziell den Segen der Bonitätswächter zurück. Das ist ein Prestigeerfolg für die konservative Regierung von Premier Kyriakos Mitsotakis. Er hat damit eines seiner Wahlversprechen eingelöst – wenige Monate, nachdem seine Landsleute an der Urne seinen Regierungsauftrag erneuert haben.
S&P belohnt mit dem Ratingupgrade die konsequente Reformpolitik der konservativen Regierung. Anders als etwa die deutsche Bundesregierung verschenken die Griechen auch keine Zeit beim Abrufen der Milliardenzuschüsse, die ihnen aus dem EU-Wiederaufbaufonds NGEU zustehen. Sie sind eine wichtige Komponente des verstetigten Aufschwungs in Hellas.
Auf Darlehen aus dem NGEU ist Athen nicht mal mehr angewiesen, denn inzwischen kann das Finanzministerium günstiger als die EU-Kommission Geld an den Anleihemärkten aufnehmen – eine sanfte Ironie der Geschichte. Die Regierung Mitsotakis hat vorzeitig Hilfskredite zurückgezahlt und konsequent umgeschuldet. Nicht mal die zehn Zinserhöhungen können ihr viel anhaben.
Dank des Ratingupgrades dürfen Pensionsfonds und andere institutionelle Investoren nun wieder in Schuldtitel aus Griechenland investieren. Athen darf sich daher berechtigte Hoffnungen auf Kapitalzuflüsse machen. Griechische Bonds werden auch für Banken interessanter, weil sie diese nun wieder regulär bei der Europäischen Zentralbank (EZB) als Sicherheiten hinterlegen können. Auch die Rückkehr in einschlägige Marktindizes steht bevor – sobald Moody's oder Fitch dem Vorbild von S&P folgen und den Griechen ebenfalls Investment Grade verleihen.
Dass sich ausgerechnet der ESM zu einem Lob bemüßigt fühlt, dürfte in Athen für besondere Genugtuung sorgen. Schließlich zählten die Luxemburger zu jenen verhassten Technokraten, die Griechenland eine inzwischen als fatal erkannte Austeritätspolitik aufbürdeten. Die Griechen haben ihre existenzielle Schuldenkrise überwunden und zahlen weiterhin mit dem Euro. Das ist nicht selbstverständlich – und für Mitsotakis ein guter Grund, "stolz" zu sein.