LEITARTIKEL

Technologie-Dinosaurier

Seit den 1980er Jahren dominieren Apple und Microsoft den weltweiten Computermarkt. Während Rivalen kommen und gehen, zählen die beiden US-Technologie-Dinos auch heute noch zu den fünf wertvollsten börsennotierten Unternehmen der Welt. 2016 läuft es...

Technologie-Dinosaurier

Seit den 1980er Jahren dominieren Apple und Microsoft den weltweiten Computermarkt. Während Rivalen kommen und gehen, zählen die beiden US-Technologie-Dinos auch heute noch zu den fünf wertvollsten börsennotierten Unternehmen der Welt. 2016 läuft es am Aktienmarkt allerdings noch nicht wirklich rund für die alten Rivalen. Während der US-Leitindex S & P 500 sich nach flauem Jahresbeginn längst wieder erholt hat und derzeit rund 6 % höher notiert, liegen die Anteilscheine von Apple und Microsoft noch um 2 % bzw. 4 % hinten.Zum Teil sind die Tech-Giganten Opfer zu rosiger Erwartungen geworden. Bei Apple war es in erster Linie das über Jahre boomende iPhone-Geschäft, das im ersten Quartal des Kalenderjahres mit sinkenden Absatz- und Erlöszahlen einen unerwartet herben Dämpfer hinnehmen musste. Dabei sehen Branchenexperten schon länger eine zunehmende Sättigung im Markt. Der Konzern hat sich im Widerstreit von Marktanteils- und Margenoptimierung offenbar für Letztere entschieden – und zwar über alle Produktkategorien hinweg. In einer Zeit, in der Tablet-Rechner in der westlichen Welt zum ergänzenden Accessoire der Standard-Computerausstattung mit Smartphone und PC geworden sind, bringt CEO Tim Cook hochpreisigere iPad-Pro-Geräte auf den Markt. Diese bringen anders als die beliebten Surface-Pro-Tablets von Microsoft nicht die volle Funktionalität eines PC mit, dafür aber einen kräftigen Preisaufschlag gegenüber den bereits hochpreisigen iPad-Tablets. Das iPad-Sortiment beginnt am unteren Ende bei 270 Dollar und konkurriert schon dort mit halb so teuren Angeboten von Samsung oder Amazon.Beim mit Abstand wichtigsten Konzernprodukt iPhone sieht es für Apple kaum besser aus. Auch hier stagniert der Markt für hochpreisige Geräte bestenfalls. Das hat Samsung hart getroffen und geht auch an Apple nicht spurlos vorüber. Der Versuch, in Indien Fuß zu fassen, um die Flaute in China zu kompensieren, erweist sich als sehr schwierig. Selbst Apples günstigstes iPhone kostet mehr als das Fünffache des durchschnittlich in Indien bezahlten Mobiltelefonpreises. Zudem durfte Apple dort zunächst keine Filialen eröffnen, weil dafür laut Gesetz 30 % der angebotenen Produkte im Land gefertigt werden müssen. Apple hat nun angekündigt, mit Foxconn 10 Mrd. Dollar in eine indische Produktionsstätte zu investieren. Erste iPhones sollen dort aber erst 2017 hergestellt werden. Wegen der substanziellen Investition könnte nun zwar eine temporäre Sondergenehmigung gewährt werden. Doch auch ein Retailnetz baut sich nicht über Nacht.Bei Microsoft wiederum sind gut zwei Jahre nach Amtsantritt von CEO Satya Nadella, der eine Menge frischen Wind mitbrachte, erste Probleme erkennbar. Die Anfangserfolge mit Windows Phone haben sich als Strohfeuer erwiesen. Im erwähnt schwierigen Marktumfeld tun sich die Microsoft-Angebote noch schwerer als die von Apple. Nadella hat deshalb in der Hardwaresparte einen weiteren personellen Kahlschlag veranlasst, wie ihn Microsoft zuvor noch nicht gesehen hatte. IDC rechnet für die Windows-Phone-Geräte 2016 mit einem Rückgang der Auslieferungen um 62 %. Auch das Cloud-Geschäft entwickelt sich längst nicht so positiv, wie das Wachstum des Starprodukts Azure (+ 120 %) glauben machen könnte. Insgesamt kletterten die Erlöse im Bereich “Intelligent Cloud” in den Monaten Januar bis März nur um 3 %.Hier zeigt sich das Problem eines Konzerntankers der Größe von Microsoft. Selbst wenn ein Teilbereich auf der Höhe der Zeit ist, gilt das meist längst nicht für alle Produkte. Im Mai erhielt etwa Share Point – eine Software, die Unternehmen die Erstellung interner Seiten zum Datenaustausch von Projektgruppen ermöglicht – das erste Update seit 2013. Im schnell drehenden Onlinedienste-Geschäft ist das eine Ewigkeit. Bisher hatte das Produkt noch nicht einmal eine Smartphone-Integration. Auch der Cloud-Datendienst OneDrive ist mit der jüngsten Aktualisierung laut Experten gerade mal mit Angeboten von Google, Box und Dropbox auf Augenhöhe. Weil hier ein Preiswettlauf nach unten stattfindet, ist die Prioritätensetzung Microsofts mit der stärkeren Konzentration auf Office 365 und Azure verständlich. Wie Apple investiert Microsoft lieber dort, wo mehr Marge winkt. Allerdings gilt: Technologiefirmen im Abwehrkampf bekommen nicht den branchenüblichen Bewertungsbonus. Die schwächere Entwicklung der Aktien deuten daher nicht etwa den schleichenden Niedergang der beiden Technologie-Dinosaurier an. Vielmehr adjustieren die Investoren ihre Erwartungen nach unten. Im Alter wächst man eben langsamer.——–Von Sebastian SchmidApple und Microsoft zählen auch nach Jahrzehnten zu den global wertvollsten Tech-Konzernen. Zuletzt wirkten sie aber doch etwas in die Jahre gekommen.——-