Berlin

Teure Prestigefragen und ein Berliner Bär

Prestigefragen sind für den Bund, aber auch das Land Berlin von Bedeutung. Es gibt neue Entwicklungen.

Teure Prestigefragen und ein Berliner Bär

Geld spielt keine Rolle – könnte man in diesen Zeiten angesichts milliardenschwerer kreditfinanzierter Abwehrschirme, Hilfsprogramme und Sondervermögen neben der Schuldenbremse meinen. Die Bundesregierung spart jetzt wenigstens im Kleinen: Das Regierungsterminal am Großflughafen BER – An- und Abreisepunkt für Staatsgäste und Regierungsmitglieder – soll nicht neu gebaut werden. Dem Berliner „Tagesspiegel“ hat das Bundesfinanzministerium bestätigt, dass beim Bau des Regierungsflughafens auf einen Neubau des Protokollgebäudes verzichtet und das Interim dauerhaft als Regierungsterminal genutzt werden wird. 2018 war das Gebäude fertiggestellt worden und hatte 79 Mill. Euro gekostet. Nur noch drei bis vier Jahr hätte es nach den ursprünglichen Plänen genutzt werden sollen. Die Kosten für das neue Regierungsterminal aus viel Holz und Glas waren den ursprünglichen Plänen enteilt. Die zunächst veranschlagten Kosten hatten sich vor einigen Jahren schon auf 340 Mill. Euro verdoppelt und dürften dem „Tagesspiegel“ zufolge mittlerweile nur noch mit einer halben Milliarde Euro zu realisieren sein.

Zuletzt hatte wohl das Auswärtige Amt unter der grünen Ministerin Annalena Baerbock eingelenkt, nicht mehr auf den Plänen zu beharren. Das bis 2021 SPD-geführte Haus hatte bislang repräsentative Gründe für den Neubau angeführt – nicht ganz zu Unrecht. Regierungsterminals sind eines der Aushängeschilder eines Landes, wenn auch zuweilen von ambitionierten Regierungen etwas überdimensioniert, etwa in der arabischen Welt. Aber immerhin wirken sie als erster Eindruck auf den gerade gelandeten Staatsgast. Deutschland hat sich als eines der international führenden Industrieländer wenig ehrgeizig gezeigt, auf diesem Feld zu glänzen.

Schon in der Übergangshauptstadt Bonn war das Gebäude vor allem funktionell. Mit dem Regierungsumzug nach Berlin kam der Abstieg zu einer Art Baracke am militärischen Teil des Flughafens Tegel. Das innerstädtische Luftdrehkreuz wurde mit den Plänen für den BER seinerseits schon bald zum Provisorium, so dass auch dort Ausbaupläne fehl am Platz gewesen wären. Immerhin die Ankunftsadresse „Avenue Jean Mermoz“, im ehemaligen französischen Sektor im Norden der Stadt, trug den klingenden Namen eines Flugpioniers. Die Straße selbst ist klein, verkehrsberuhigt und war schon wegen der schlecht verlegten Pflastersteine auch für Staatskarossen nur holprig zu befahren.

Das Regierungsterminal am neuen BER gibt immerhin ein ordentliches Bild sachlich funktioneller und freundlicher Architektur ab. Nur die Anfahrt ähnelt eher einer Szene aus einem James-Bond-Film, wenn der Taxifahrer über eine verlassene Tankstelle abbiegen und dann so lange parallel zum stark gesicherten Flughafenhafenzaun fahren muss, dass die Sorge aufkeimt, ob die Fahrt nicht doch im Nirgendwo endet. Das Hinweisschild auf die Flugbereitschaft der Bundeswehr ist klein. Mitreisende Journalisten bekommen für Ministerflüge sicherheitshalber die GPS-Koordinaten des Regierungsterminals mitgeteilt, um den Abflug pünktlich zu erreichen.

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Eine neue Entwicklung gibt es auch an der Berliner Autobahn. Sie dient aber weniger dem Verkehrsfluss: Auch der Osten bekommt nun einen Berliner Bär – auf dem Mittelstreifen, wo sonst nichts stehen darf. Am 1.November wird an der A114 an der Berliner Stadtgrenze in Pankow die lebensgroße Bronzeskulptur eines Bären der Künstlerin Renée Sintenis enthüllt. Es ist der vierte Autobahn-Bär in Berlin. Der erste wurde 1958 in Dreilinden zum 70. Geburtstag der Magierin für lebensnahe Tierplastiken errichtet. Berlinale Besucher kennen die Trophäe in Klein. Sintenis errang Preise, war geschätzte Kollegin von Künstlern der klassischen Moderne wie Max Beckmann, Max Liebermann oder Karl Schmidt-Rottluff. Sie war mit Rainer Maria Rilke und Joachim Ringelnatz befreundet. Im Berliner Stadtteil Friedenau trägt ein Platz ihren Namen. Dort grast ein Fohlen aus Bronze so friedlich, das die Skulptur von vielen streichelnden Kinderhänden an manchen Stellen schon ganz abgeliebt ist.                                                    (Börsen-Zeitung,

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