Notiert in Paris

Teures Eau de Seine

Während Sportministerin Amelie Oudéa-Castéra Baden geht, sorgen die hohen Kosten der Reinigung der Seine für Kritik.

Teures Eau de Seine

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Von Gesche Wüpper

Militärparaden und Flugvorführungen der Armée de l'Air, Bälle in Feuerwehrkasernen und auf Dorfplätzen und zum krönenden Abschluss ein Feuerwerk: Der Nationalfeiertag markiert in Frankreich den Auftakt der Sommerpause. Normalerweise. Denn diesmal werfen nicht nur die Olympischen Spiele ihre Schatten voraus. Nach den vorgezogenen Parlamentswahlen ist Frankreich noch immer auf der Suche nach einer neuen Regierung. Statt Ferien im Wochenendhaus auf dem Lande erwartet französische Politiker mit dem Beginn der neuen Legislaturperiode und den andauernden Verhandlungen über mögliche Regierungskoalitionen eine der intensivsten Wochen des Jahres.

Wer aus der scheidenden Regierungsmannschaft wird mit auf dem offiziellen Foto der Eröffnung der Olympischen Spiele am 26. Juli zu sehen sein, fragen sich Beobachter. Sportministerin Amélie Oudéa-Castéra? Der für die Sicherheit zuständige Innenminister Gérald Darmanin? Er hatte nicht verhehlt, dass er bei einer Niederlage des Regierungslagers bei den Neuwahlen nicht länger im Amt bleiben wolle. Doch der Elysée hat ihn und Oudéa-Castéra gebeten, ihre Missionen weiterzuverfolgen, vor allem die Vorbereitungen der Olympischen und Paralympischen Spiele. Gérard Larcher, der Vorsitzende des französischen Senats, und die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo haben sich dafür ebenfalls stark gemacht.

1,4 Mrd. Euro für die Säuberung

Die mit Ex-Société Générale-Chef Frédéric Oudéa verheiratete Sportministerin und frühere Leistungs-Tennisspielerin zumindest will bis zur letzten Minute für den Erfolg ihrer Mission kämpfen, statt wie sonst oft Urlaub in La Baule an der Atlantikküste zu machen. Während Bürgermeisterin Hidalgo das seit längerem versprochene Bad in der Seine noch immer nicht genommen hat, ging Oudéa-Castéra am Wochenende mit gutem Beispiel voran. Und rutschte dabei prompt aus, als sie in der Seine schwimmen ging, um zu zeigen, dass der Fluss sauber genug ist, um dort in knapp zwei Wochen Triathlon- und Schwimmwettkämpfe zu veranstalten.

1,4 Mrd. Euro kostet die Säuberung der Seine, damit dort erst Olympia-Teilnehmer, ab nächstem Jahr dann auch Normalsterbliche baden können. 700 Mill. Euro davon übernimmt der Staat. „Fein verschmutzt“ statt „fein perlend“ stand auf den 50 Centileter-Flaschen, die James Colomina letzte Woche unter der Marke „Eau de Seine“ auf dem Flussufer gegenüber dem Eiffelturm für 10 Euro zum Verkauf anbot. Allerdings nur kurze Zeit, denn nach zwei Stunden wurde er von der Polizei gebeten, alles einzupacken. Mit seiner Aktion wollte der Künstler aus Toulouse die hohen Kosten der Reinigung der Seine anprangern. In ihr zu baden ist seit 1923 verboten, da ihr Wasser wegen der Einleitung von Abwasser zu viele Bakterien enthält. Schwimmen in der Seine wieder möglich zu machen, hat bereits Jacques Chirac versprochen, als er 1988 Bürgermeister von Paris werden wollte. Eingehalten hat er das Versprechen trotz seiner Wahl nicht.

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