Hurra, Hurra, Chinas Wirtschaft ist wieder besser in Schwung gekommen. Sie zog exakt in jenem Maße an, das statistisch erforderlich war, um das hochheilige Wachstumsziel von 5% für das gesamte Jahr 2024 optisch genau zu erfüllen. Fragt sich nur, wem man dafür wärmer gratulieren soll: dem umsichtigen Wirtschaftsplanungsapparat für seine präzisen Steuerungskünste, oder dem Statistikbüro für seine Gestaltungskünste?

Um auf die gesichtswahrende 5 vor dem Komma zu kommen, bedurfte es rechnerisch eines Anstiegs des Bruttoinlandsprodukts um 5,4% im vierten Quartal. Den hatte zwar kein seriöser China-Ökonom auf dem Zettel, aber Wunder geschehen halt immer wieder. Insbesondere dann, wenn sie von oben angeordnet werden. Die Staatsführung hatte seit November wissen lassen, dass das Wachstumsziel natürlich erreicht wird und damit basta.

So gesehen ist der passgenaue Aufschwung im vierten Quartal eigentlich kein Wunder und für die Marktteilnehmer auch kein Anlass zu Begeisterung. Mit der 5 vor dem Komma ist in parteipolitischer Sicht aber zunächst alles in Butter. Damit kann man sich jegliche Ratespiele zum Wachstumsziel für 2025 ersparen. Unabhängig von der Gefahr eines heftigen Handelskonflikts mit den USA gibt es genügend bremsende Faktoren. Sie machen es aus Ökonomen-Sicht unwahrscheinlich, dass Chinas Wachstum 2025 über 4,5% hinausgeht. Beim Volkskongress Anfang März wird man dennoch mit breiter Brust erneut ein Wachstumsziel von 5% ausgeben.

Einem Problem ist freilich schwerer beizukommen: Nämlich dem morbiden Wirtschaftsvertrauen, das die Konsumkräfte auch zwei Jahre nach Pandemieende nicht zur gewohnten Entfaltung kommen lässt. Die schöne BIP-Optik mit stabilem Wachstumstrend steht nicht im Einklang mit tatsächlich erlebten Einkommens- und Beschäftigungsperspektiven. Selbst in Schanghai ist es quasi unmöglich einen Geschäftsmann oder Angestellten zu finden, der sich seit 2024 bessergestellt sieht und vom anscheinend kerngesunden Wirtschaftswachstum zu profitieren weiß.