KommentarTiefseebergbau

Trump pfeift mal wieder auf Regeln

Donald Trump will den Tiefseebergbau per Dekret in internationalen sowie in US-Gewässern fördern. Die Technologie zur Rohstoffgewinnung ist wegen der schädlichen Auswirkungen auf die Meere höchst umstritten – und der Alleingang der USA rechtlich fragwürdig.

Trump pfeift mal wieder auf Regeln

Tiefseebergbau

Trump pfeift mal wieder auf Regeln

Von Karolin Rothbart

Drill, Baby, drill“ – dieses Motto gilt aus Sicht von Donald Trump ganz offensichtlich auch für die Ozeane. Der US-Präsident hat eine Anordnung unterzeichnet, mit der der Tiefseebergbau in US-amerikanischen und internationalen Gewässern gefördert werden soll. Ziel ist, die große Dominanz des Erzrivalen China bei für die Energiewende wichtigen Rohstoffen wie Lithium, Nickel, Kobalt und Kupfer zu reduzieren.

Der Zeitpunkt für die Entscheidung ist kein Zufall. Als Antwort auf US-Strafzölle hat China gerade den Export bestimmter seltener Erden in die USA gestoppt. In vielen Industriezweigen wie dem Autobau, der Luft- und Raumfahrtindustrie oder für Halbleiterhersteller sind diese Metalle in der Produktion unverzichtbar. Beobachter befürchten daher starke Auswirkungen auf die US-Wirtschaft.

Die Auswirkungen auf die weitgehend unerforschte Tiefsee durch den dortigen Abbau von Bodenschätzen scheinen da zweitrangig. Dabei warnen Wissenschaftler schon seit Jahren vor unkalkulierbaren Umweltschäden, die beim Umpflügen der Meeresböden auf der Suche nach rohstoffreichen Manganknollen entstehen. Flora und Fauna sind stark von diesen Knollen abhängig, die aufgewirbelten Sedimentwolken können sich über hunderte Kilometer ausbreiten, und nicht zuletzt ist auch die Fähigkeit der Ozeane zur Kohlenstoffspeicherung – und damit zur Verlangsamung des Klimawandels – gefährdet.

Internationale Einigung auf kommerziellen Abbau dauert

Weil das Thema so komplex ist, arbeitet die Internationale Meeresbehörde ISA schon seit Jahren an einem Regelwerk, das die wirtschaftlichen Interessen und den Umweltschutz beim Tiefseebergbau in Einklang bringen soll. Bevor erste kommerzielle Abbaulizenzen erteilt werden, fordern aber viele Länder – darunter Deutschland – noch mehr Forschungen zu dem Thema.

Den USA geht das alles zu langsam. Anders als China ist das Land ohnehin nicht Mitglied der ISA – und die Mittel für ozeanische Forschung will Trump sowieso massiv kürzen. Der Alleingang der USA wäre nach früheren ISA-Aussagen zwar trotzdem ein Verstoß gegen das Völkerrecht. Aber das kennt man ja mittlerweile von Trump.

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