KommentarUS-Wahlkampf

Trump startet Durchmarsch

Der ehemalige Präsident Donald Trump hat bei dem Auftakt zu den US-Vorwahlen einen rauschenden Sieg gefeiert und seine Position als republikanischer Favorit gefestigt.

Trump startet Durchmarsch

US-Vorwahlen

Trump startet Durchmarsch

Von Peter De Thier

Während des Wahlkampfs im Jahr 2016 hatte Donald Trump gesagt, dass er mitten in New York einen Menschen erschießen könnte und trotzdem keinen seiner Stammwähler verlieren würde. Damit hatte er recht. Schließlich hat der ehemalige US-Präsident einen gewalttätigen Aufstand mit tödlichen Folgen angezettelt, hat Anspielungen auf eine künftige Diktatur gemacht und muss zudem mit Strafprozessen fertig werden, die für jeden anderen Politiker den politischen Untergang bedeuten würden.

Was aber macht Trump? Er bleibt sämtlichen Debatten der republikanischen Kandidaten fern und muss sich vor Gericht gravierende Vorwürfe des Betrugs und der Wahlmanipulation anhören. Trotzdem oder vielleicht gerade deswegen, weil er die Skandale nutzt, um sich als politischer Märtyrer zu verkaufen, feiert er bei dem Auftakt zu dem amerikanischen Wahljahr einen Erdrutschsieg.

Trumps Durchmarsch bei den Wählerversammlungen (Caucuses) im Staat Iowa könnte theoretisch ein Ausreißer gewesen sein. Auch ist zu bedenken, dass dort gerade einmal 40 der über 1.200 Delegierten vergeben wurden, die notwendig sein werden, um bei dem Parteikonvent als Spitzenkandidat bestätigt zu werden. Gleichwohl ist eine Wende unwahrscheinlich. Zu erwarten ist vielmehr, dass die Vorwahlen kaum mehr als eine Formalität sein werden und die eigentliche Schlacht im Herbst mit dem amtierenden Präsidenten Joe Biden ausgefochten werden muss.

Zwar mag Trumps ehemalige UN-Botschafterin Nikki Haley noch mit dem einen oder anderen Etappensieg für einen Hoffnungsschimmer sorgen. Dass dies reichen würde, um das Ruder herumzureißen, ist aber schwer vorstellbar, gerade angesichts der erzkonservativen Wählerschaft, die Anfang März am "Super Tuesday" für eine Vorentscheidung sorgen dürfte.

Wie aber wird der 81-jährige Biden es verhindern können, von der republikanischen Dampfwalze Trump überrollt zu werden? Der US-Arbeitsmarkt brummt, die Inflation geht zurück und die Konjunkturaussichten sind günstig, das sind alles gute Vorzeichen für Biden. Auch kann er hoffen, dass die Fed eher früher als später beginnt, die Zinsen zu senken. Bidens Kampagne hat jedenfalls Konturen angenommen. In deren Mittelpunkt steht die Warnung, dass Trump eine Gefahr für die amerikanische Demokratie darstellt und die Zukunft des Rechtsstaats auf der Kippe steht. Der Präsident und die Demokraten haben noch bis Anfang November Zeit, um den Wählern diese Botschaft zu vermitteln.

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