KommentarUS-Wirtschaft nach den Wahlen

Trumps Wahlsieg wird zur Zukunftsbremse

Öl, Technologie, Mobilität und selbst der Finanzsektor versprechen sich von Donald Trump eine entgegenkommendere Wirtschaftspolitik. Sie alle gehen damit fehl.

Trumps Wahlsieg wird zur Zukunftsbremse

USA

Zukunftsbremse Donald Trump

Trumps Protektionismus trübt auch die Aussichten für Sektoren ein, die sich als Wahlgewinner sehen.

Von Alex Wehnert

Der Wahlsieg Donald Trumps gefährdet die globale Vormachtstellung zentraler US-Wirtschaftszweige. Denn der Republikaner mag zwar für eine laxere Regulierung sowie massive Steuererleichterungen stehen und damit Unternehmensköpfe wie Tesla-Chef Elon Musk auf seine Seite gezogen haben. Doch seine rückständigen Ansichten in Sachen Klimapolitik und sein Protektionismus der extremen Schule werden auch für die Branchen noch zur Zukunftsbremse werden, die sich gerade als Gewinner der Wahl beglückwünschen.

Milliarden-Rückkaufprogramme in Gefahr

Das beste Beispiel dafür liefert der Ölsektor. Trump will „die amerikanische Energie entfesseln“ und „jede einzelne von Joe Bidens industriefeindlichen Regulierungen zurücknehmen“. Doch für die Milliarden-Aktienrückkaufprogramme der Ölmultis bestehen unter Trump größere Gefahren als unter Kamala Harris, die durch eine Ausweitung von Buyback-Steuern Anreize für Zukunftsinvestitionen schaffen wollte.

Da geht’s lang – oder doch nicht?: Donald Trump weist der US-Wirtschaft den Weg in eine ungewisse Zukunft. Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Julia Demaree Nikhinson.

Denn seine Strafzölle gegen China werden der globalen Ölnachfrage einen weiteren Stoß versetzen. Wie unmittelbar sich der Preisverfall am Markt auf die Cashflows von ExxonMobil und Chevron auswirkt, hat sich im abgelaufenen Quartal deutlich gezeigt. Angesichts zunehmenden Liquiditätsdrucks dürften bald weder für Buybacks noch für Zukunftsinvestitionen genügend Mittel vorhanden sein.

China-Politik als Hindernis für Big Tech

Die China-Politik des neuen Präsidenten wird auch für den Techsektor neuerlichen Druck mit sich bringen. Dies gilt für die Chip-Riesen, die ihre Lieferketten nicht von der Volksrepublik und Taiwan lösen können, ebenso wie für Apple, der Vergeltungsmaßnahmen Pekings gegen amerikanischen Protektionismus bereits hohe Umsatzeinbußen beim iPhone eingebrockt haben. Die Freude darüber, dass Big Tech bei Übernahmen künftig weniger Hürden fürchten muss, wird damit ähnlich schnell verhallen wie der Jubel darüber, dass der Republikaner einen Exekutivbeschluss Bidens zur verantwortungsvollen Entwicklung künstlicher Intelligenz kippen will.

Musk muss um E-Auto-Förderung bangen

Musk, der Tesla zum KI- und Robotikunternehmen umbauen will, sieht sich als Profiteur dieser Entwicklung. Seine Beziehungen zu Trump wird er nun aber vor allem darauf verwenden müssen zu verhindern, dass ihm der Präsident seinen wichtigsten Geschäftstreiber, die E-Auto-Förderung, vollständig absägt. Öl, Technologie, Mobilität und selbst der Finanzsektor, der vor einer Regulierungsflut steht: Alle Branchen versprechen sich von Trump eine entgegenkommendere Wirtschaftspolitik. Sie alle werden in einer Welt aufwachen, in der übermäßiger Protektionismus und reaktionäre Maßnahmen ihre Zukunftsaussichten erheblich eingetrübt haben werden.