Unberechtigter Sonderweg
Japans Geldpolitik
Unberechtigter Sonderweg
mf Tokio
Der neue Gouverneur der Bank of Japan, Kazuo Ueda, hält sich zugute, dass er mit großer Vorsicht alle möglichen Risiken einer Straffung der Geldpolitik abwägt. Aber stimmen seine Einschätzungen? Die Notenbank beschreibt die Erholung der Wirtschaft als „moderat“, dabei wächst sie vielen Prognosen zufolge in diesem Jahr deutlich über ihrer Potenzialrate von 0,5%. Die Inflation sei von Kosten und nicht von Nachfrage getrieben, sagt Ueda. Aber seine ultralockere Geldpolitik schwächt den Yen und verteuert damit Lebensmittel und Brennstoffe, obwohl Japan bei beiden Gütern sehr stark von Importen abhängt. Ueda ignoriert auch die Inflation der Vermögenspreise. Die Niedrigzinsen trugen zur Verdopplung der Wohnungspreise in Tokio binnen zehn Jahren bei, der weiche Yen förderte den Anstieg der Aktienkurse. Angesichts dieser Entwicklungen wirkt der japanische Sonderweg in der Geldpolitik immer unberechtigter. Zumindest die Kontrolle der Zinskurve sollte Ueda bald aufgeben, um seine Handlungsfähigkeit zu beweisen. Nach dem Abschluss der Instrumentenprüfung käme dann der Leitzins an die Reihe.