Ungarns Regierung spielt mit dem Feuer
Inflationsziel
Ungarns Regierung spielt mit dem Feuer
mpi Frankfurt
Die ungarische Zentralbank benötigt ein gutes Fernglas, um ihr Inflationsziel von 3% am Horizont auch nur erahnen zu können. Trotz staatlich vorgeschriebener Preisbremsen und nun auch -senkungen für Lebensmittel – einem der Preistreiber der höchsten Inflation innerhalb der EU – lag die Teuerung im Mai bei 21,5% und dürfte nur recht langsam weiter sinken. Wenn die Inflation nicht schnell genug zum Ziel kommt, dann muss eben das Ziel zur Teuerung kommen, denkt sich Ungarns Wirtschaftsminister Marton Nagy und plädiert für eine Erhöhung des Inflationsziels. Das ist ein gefährliches Spiel mit dem Feuer. Die wichtigste Währung einer Zentralbank ist ihre Glaubwürdigkeit. Eine Anhebung des Inflationsziels, während die Teuerung weiter jenseits von Gut und Böse liegt, würde diese weit mehr beschädigen als eine über längere Zeit zu hohe Inflation. Diskussionen, ob das Inflationsziel die richtige Höhe hat, sind erlaubt, doch sollten diese Notenbanker und nicht Regierungen führen. Und zuerst sollten sich die Zentralbanken um ihr Mandat kümmern und für Preisstabilität sorgen – auch in Ungarn.