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Unrealistische Ölmarktprognose

Die jüngste Prognose der Energieagentur, in der diese eine „atemberaubende“ Überversorgung des Ölmarktes im Jahr 2030 voraussagt, erscheint unrealistisch.

Unrealistische Ölmarktprognose

Energieagentur

Unrealistische
Ölmarktprognose

Von Dieter Kuckelkorn

Die Akteure und Investoren am Ölmarkt achten stets stark auf Prognosen von wichtigen Institutionen, wie sich der Markt mittel- und langfristig entwickeln könnte. Dabei geht es zentral um die Frage, ob sich Investitionen in fossile Energien angesichts der globalen Bemühungen um eine Energiewende überhaupt noch lohnen. Daher hat die jüngste Prognose der Internationalen Energieagentur (IEA) viel Aufmerksamkeit erregt. Die IEA sagt darin für 2030 eine „atemberaubende“ Überversorgung des Ölmarktes voraus. Diese Erwartung basiert sie auf einer wegen der Energiewende ihrer Meinung nach nur noch geringfügig wachsenden Nachfrage. Diese soll von gegenwärtig 103,2 Mill. Barrel pro Tag (bpd) auf dann 105,9 Mill. bpd klettern, was gleichzeitig „Peak Oil“, also den historischen Höchststand der Ölnachfrage, darstellen soll. Gleichzeitig sagt die Agentur einen sehr starken Anstieg des Angebots außerhalb der Opec voraus, nämlich um 6 Mill. bpd. Davon sollen allein rund 2 Mill. bpd aus den USA stammen.

Vieles an dieser Prognose erscheint unrealistisch. So haben sich bislang sämtliche Ansagen, es werde relativ kurzfristig zu Peak Oil kommen, als falsch erwiesen. Die Ökonomen der Opec teilen daher die Erwartung von Peak Oil nicht. Für ihre Überzeugung spricht, dass zuletzt die Begeisterung für Elektromobilität stark nachgelassen hat und dass die Energiewende wohl deutlich teurer kommen wird. Zweifelhaft ist auch, ob die USA wirklich einen Anstieg der Ölproduktion um 2 Mill. bpd sehen werden. Zuletzt hat sich der Anstieg der US-Förderung stark abgeflacht.

Das Problem mit der IEA-Prognose besteht darin, dass sie Investitionen in fossile Energien verhindern könnte. Der aktuelle Zustand der Unterinvestition könnte sich verschärfen, so dass Produktionsniveaus nicht mehr aufrechterhalten werden können. Bei einer weiter steigenden Nachfrage könnte das den Ölpreis deutlich nach oben treiben, und die hohen Energiekosten würden die teure Energiewende noch mehr gefährden – was vermutlich nicht im Interesse der IEA liegt, die sich der Energiewende verschrieben hat.

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