Unruhe bei den Kreditgenossen
Genossenschaftsbanken
Unruhe
macht sich breit
Von Tobias Fischer
Genossenschaftsbanker müssen dieser Tage hartgesotten sein. Die erfolgsverwöhnten und stolzen Vertreter dieser Säule des deutschen Bankwesens sehen sich mehr Aufmerksamkeit ausgesetzt, als ihnen lieb sein kann. Kein Wunder, häufen sich doch seit vergangenem Jahr die denkwürdigen Ereignisse in der Finanzgruppe.
Drei Sicherungsfälle
So sind 2024 gleich drei Institute sind 2024 in der genossenschaftlichen Sicherheitseinrichtung gelandet. Sie hinterlassen ein Finanzloch, das auf nahezu eine halbe Milliarde Euro taxiert wird. Die Folgen sind gleichsam unerquicklich, die Gründe vielfältig. Große Egos in den Vorständen, hohe Risikobereitschaft und schwaches Risikomanagement haben sie ins Auffangbecken der genossenschaftlichen Solidargemeinschaft geführt, so auch die VR-Bank Bad Salzungen Schmalkalden. Weil der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) derlei Fehlverhalten nicht mehr dulden will, feilt er an der Sicherungseinrichtung und nimmt auffällige Institute stärker an die Kandare.
In den Schlagzeilen
Die drei Sicherungsfälle gehören zu mindestens 14 Instituten, die als Reputationsrisiko bewertet werden, wie eine jüngst publik gewordene interne Liste des BVR offenbarte. Gewiss, damit stünden bei gut 670 genossenschaftlichen Primärinstituten gerade mal 2% unter Beobachtung, also eine überschaubare Zahl. Genug jedoch, um die Schlagzeilen zu dominieren. Ungeachtet allen ehrenwerten Krisenmanagements des BVR hat Präsidentin Marija Kolak nicht gerade dämpfend gewirkt, als sie jüngst Schuldzuweisungen gegen die DZ Bank erhob. Der warf sie vor, als Liquiditätsspender für Kriseninstitute Risiken befördert zu haben.
Sendepause beim Genoverband
Was womöglich noch schwerer wiegt, sind die nahezu selbstzerstörerischen Vorgänge im Genoverband, des Prüfungsverbands sowie Interessenvertreters für rund 300 Genossenschaftsbanken. Es herrscht Stille, seit Vorstandschef Ingmar Rega Ende Januar Knall auf Fall ging. Warum er ausschied, bleibt ebenso offen wie die Frage, wie es mit dem Verband weitergehen soll. Seit Wochen herrscht Sendepause, obwohl ausgerechnet der Genoverband mit seiner Tochtergesellschaft Awado über einen ausgewiesenen Krisenkommunikator verfügt.
Tiefe Verunsicherung
All das schürt tiefe Verunsicherung. Um nicht den Eindruck eines desorientierten und zerstrittenen Haufens zu zementieren, müssen die Top-Entscheider und Kommunikatoren dringend für mehr Klarheit und Transparenz sorgen und Perspektiven aufzeigen.
Risikobanken und die Selbstzerlegung des Genoverbandes lasten auf der genossenschaftlichen Finanzgruppe.