Varta-Kleinaktionäre sind die Verlierer
Varta
Kleinaktionäre sind die Verlierer
Von Helmut Kipp
Die Varta-Rettung ist längst nicht in trockenen Tüchern. Doch schon jetzt stehen die Klein- aktionäre als Verlierer fest.
Mitte April brachte der Batteriehersteller Varta die Hiobsbotschaft in Umlauf, dass das mit den Banken vereinbarte und bis Ende 2026 reichende Sanierungskonzept zu kurz greift und ein neuer Rettungsplan hermuss. Seit gut drei Monaten wird nun an diesem Projekt gearbeitet und darüber verhandelt. Doch noch immer liegen die beteiligten Parteien weit auseinander. Daher verschärft Varta nun den Druck, indem sich der Konzern in eine Restrukturierung nach dem StaRUG begibt. Dieses gesetzlich geregelte Verfahren bietet den Vorteil, dass Widerstände leichter aus dem Weg geräumt werden können. Das Unternehmen erweitert damit seinen Handlungsspielraum beträchtlich. Doch das heißt nicht, dass eine Sanierung nach Gutdünken durchgedrückt werden kann. Denn Varta braucht frisches Eigen- oder Fremdkapital, um die neue Sanierung zu bezahlen und sich technologisch weiterzuentwickeln. Eine Techfirma kann nicht auf Jahre bei Forschung und Entwicklung knausern.
Porsche als weißer Ritter
Auf dem Tisch liegen zwei Konzepte, die sich in grundlegenden Punkten unterscheiden. Dem Unternehmen wird die Equity-geführte Variante lieber sein. Denn sie beschert Varta frisches Eigenkapital, und die Verschuldung nach der Restrukturierung fällt niedriger aus als im konkurrierenden Szenario. Überdies hat sie für Varta den Charme, dass mit dem Sportwagenbauer Porsche ein Weißer Ritter als strategischer Investor an Bord kommen soll. Die Hedgefonds aber wollen am Kurspotenzial der Aktie beteiligt sein, das sich im Falle einer erfolgreichen Sanierung ergibt. Sie haben sich gewiss nicht in den Konsortialkredit eingekauft, nur um ein neues Vorrang-Darlehn vergeben zu dürfen, und streben einen erweiterten Debt-to-Equity-Swap an.
Harte Auseinandersetzung steht bevor
Es zeichnet sich nun eine harte Auseinandersetzung ab. Varta braucht die Zustimmung der Gläubiger, ansonsten droht die Insolvenz. Die Kreditgeber sollen auf die Hälfte ihrer Forderungen verzichten, die Schuldscheingläubiger auf noch mehr. Am stärksten trifft es jedoch die Aktionäre. Ein Kapitalschnitt auf null bedeutet den Totalverlust. Im Falle des bisherigen Großaktionärs Michael Tojner, der mit Börsengang und Anteilsverkäufen viel Geld verdient hat, ist das nur recht und billig. Der Aufsichtsratschef hat die Varta-Misere maßgeblich mitzuverantworten. Anders die Kleinaktionäre, von denen viele den Fehler gemacht haben, auf den einstigen Varta-Hype aufzuspringen. Nun stehen sie als große Verlierer da. Da wäre es nur fair, allen Aktionären, also auch dem Streubesitz, die Möglichkeit einzuräumen, sich an einer Kapitalerhöhung zu beteiligen.