Allianz

Vermögensverwaltung dirigiert Billionen

So viel Lob wie in der vergangenen Woche gab es selten auf einer Bilanzpressekonferenz der Allianz. Dabei avancierte das Assetmanagement zum Star. „Da sind wir klarerweise sehr zufrieden“, sagte Finanzchef Giulio Terzariol. Vorstandsvorsitzender...

Vermögensverwaltung dirigiert Billionen

Von Michael Flämig, München

So viel Lob wie in der vergangenen Woche gab es selten auf einer Bilanzpressekonferenz der Allianz. Dabei avancierte das Assetmanagement zum Star. „Da sind wir klarerweise sehr zufrieden“, sagte Finanzchef Giulio Terzariol. Vorstandsvorsitzender Oliver Bäte erklärte Analysten in einer separaten Telefonkonferenz: „Ich kann dem Team applaudieren“ – mit Blick auf die deutsche Fondsgesellschaft AGI, die sonst immer ein wenig im Schatten von Pimco steht. Der US-Gesellschaft bescheinigte Bäte sogar, sie sei „wahrscheinlich der beste Rentenmanager der Welt“.

Der Allianz-Chef nutzte die Gelegenheit, angesichts einer durchwachsenen Performance der Allianz-Aktie den Analysten unter die Nase zu reiben, die Diversifikation des Konzerns spiegele sich nicht in ihren Spread Sheets wider. Vielleicht liege dies daran, dass man eher mit Versicherungsanalysten rede als mit Leuten, die das Assetmanagement verstünden, fügte er süffisant hinzu.

Wie also präsentiert die Allianz sich als Vermögensverwalter? Im Coronajahr hat das Assetmanagement trotz der Börsenturbulenzen als einzige Sparte den Gewinn erhöht. Er stieg um 6% auf 2,9 Mrd. Euro, getrieben ausschließlich von Pimco mit einem Plus von 7% auf 2,3 Mrd. Euro. Damit übertraf die Vermögensverwaltung sogar den Mittelwert der Konzern-Zielvorgabe.

Die Basis hierfür lieferte das Anwachsen des verwalteten Vermögens auf einen Rekordwert, denn großteils werden die Assetmanager prozentual zum Depotbestand be­zahlt. Das Vermögen stieg um 5% auf 2,4 Bill. Euro (siehe Grafik). Dass jene Assets, welche die Sparte für den Konzern verwaltet, um 16,3% auf 677 Mrd. Euro zulegten, erklärt sich großteils aus der erstmaligen Integration der zuvor eigenständigen Allianz Real Estate (rund 60 Mrd. Euro). Die Mittel, die andere Kunden bei der Sparte anlegten, erhöhten sich um 1,5% auf 1,7 Bill. Euro. Zwar sorgten dabei höhere Bewertungen an den Börsen für einen kräftigen Schub (97 Mrd. Euro), jedoch wurde dies durch Wertminderungen bei der Umrechnung aus dem schwachen Dollar mehr als aufgefressen (103 Mrd. Euro). Daher lieferte das Vertrauen der Kunden den entscheidenden Rückenwind: Sie legten netto 33 Mrd. Euro neu bei der Allianz an, davon 28 Mrd. Euro im vierten Quartal. Der Großteil floss im Jahr 2020 in festverzinsliche Wertpapiere (28 Mrd. Euro). Regional gesehen verzeichnete die Allianz den größten Absatzerfolg in Asien (19 Mrd. Euro).

Unverändert hat Pimco die Nase vorn. 26 Mrd. der 33 Mrd. Euro Nettomittelzuflüsse stammten aus ihrem Vertrieb. Aber AGI hat im vierten Quartal einen eindrucksvollen Endspurt hingelegt und den Abfluss der ersten neun Monate im Gesamtjahr in einen Zufluss von 7 Mrd. Euro verwandelt. „Diese gute Entwicklung haben wir auch im Januar gesehen“, erklärte Terzariol. Im laufenden Jahr soll die Sparte einen operativen Gewinn von 2,8 Mrd. Euro plus/minus 10% erreichen. Kommentar von Bäte: „Ich denke, wir sind etwas konservativ bei unserem Ausblick für das Assetmanagement.“

Die Zukunftsaussichten werden allerdings optisch getrübt durch den Absturz der Outperformance-Quote. Während Ende 2019 noch 92% der Gelder von Dritten die jeweilige Benchmark in ihrem Anlageuniversum im Schnitt der vergangenen drei Jahre übertrafen (vor Gebühren), waren es Ende vergangenen Jahres noch 79%. Hinter dem Rückgang (Ende März 2020 betrug die Quote sogar nur 53%) verbirgt sich ein länger zurückliegender Effekt: Im Jahr 2017 hatte die Allianz-Manager hervorragend abgeschnitten, doch fällt dieses Jahr nun aus der Performanceberechnung heraus. Dagegen wird das Folgejahr, das insbesondere für AGI mau verlief, unverändert be­rücksichtigt.

Die Profitabilität des Assetmanagements fußt allerdings nicht nur auf den hohen Beständen, sondern auch auf Kostendisziplin. Die Ausgaben stiegen im vergangenen Jahr unterproportional, die Cost-Income-Ratio sank um 1,1 Punkte auf 61,2%. Dies ist das niedrigste 12-Monats-Niveau der Sparte sei dem Jahr 2014. Während bisher vor allem Pimco die Ausgaben im Blick hatte, senkt nun AGI die Cost-Income-Ratio stark. Dies geht auf Kosten auch der Beschäftigten. Der Personalabbau spiegelt sich in den Restrukturierungskosten der Sparte. Sie addierten sich im vergangenen Jahr auf 171 Mill. Euro. Ein Paukenschlag, denn in den neun Jahren zuvor wurden addiert nur rund 130 Mill. Euro für Restrukturierung ausgegeben.

Bäte wird nicht müde zu betonen, dass die Asset-Spezialisten von Pimco & Co. eine Doppelfunktion haben. Sie liefern nicht nur direkt Gewinn, sondern lassen die Gruppe auch indirekt profitieren: „Sie managen unsere Assets und verhelfen uns zu Outperformance in der Kapitalanlage.“

677 Mrd. Euro hat die Sparte für den Konzern unter ihren Fittichen. Insgesamt dirigiert die Allianz laut ihrer Buchwert-Kalkulation 790 Mrd. Euro auf eigene Rechnung. Wechselt man auf die Marktwert-Perspektive und nimmt beispielsweise selbst genutzte Immobilien hinzu, sind es 835 Mrd. Euro.

Ihre alternativen Anlagen hat die Allianz im Jahr 2020 weiter aufgestockt von 161 Mrd. Euro auf 177 Mrd. Euro. Sie stellen damit 21% der Kapitalanlagen nach 20% im Vorjahr. Die Renditeerwartungen blieben im Wesentlichen unverändert. Die Investments in Aktien (nicht nur Available for Sale) sanken von 78 auf 73 Mrd. Euro, der Anteil am Gesamtportfolio ging von 10% auf 9% zurück. Der Anteil von Staatsanleihen am Bondportfolio, das sich auf 682 Mrd. Euro addiert, stieg trotz der Zinsflaute von 37% auf 38%.

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