KommentarNaturkatastrophen

Viel schlimmer als erwartet

Naturkatastrophen verursachen nicht nur direkte Schäden, sondern auch eine Kette von indirekten. Die steigende Schadenhäufigkeit und -schwere führt zu der Frage, wie lange solche Risiken überhaupt noch versicherbar sind.

Viel schlimmer als erwartet

Großrisiken

Viel schlimmer als erwartet

Von Thomas List

Schlimm genug, dass es immer mehr Naturkatastrophen gibt, die immer größere unmittelbare Schäden verursachen. Das jüngste Hochwasser in Süddeutschland kostete mehrere Menschenleben und verursachte Schäden in Milliardenhöhe am Hab und Gut der Bewohner. Doch hinter den direkt und sofort sichtbaren Verwüstungen werden die indirekten Folgen leicht übersehen. In ihrem neuesten Sonar-Risikobericht nennt der Rückversicherer Swiss Re Beispiele: Wasserverschmutzungen durch Waldbrände und Überflutungen, Hurrikans, die durch zerstörte Kraftwerke Lieferketten zusammenbrechen ließen, und Hochwasser, das 2021 in Deutschland Straßen und Geleise zerstörte und so die wirtschaftliche Erholung verlangsamte.

Schäden noch versicherbar?

All das hat Auswirkungen auf Menschen, Wirtschaft und Gesellschaft, aber eben auch auf die Versicherungswirtschaft. Sind solche Schäden überhaupt noch versicherbar? Und wenn ja, zu welchem Preis? Bei Naturkatastropendeckungen haben es zumindest Rückversicherer vergleichsweise leicht. Sie schließen ihre Verträge mit den Erstversicherern auf Jahresbasis ab, können also meist gegen Jahresende entscheiden, welche Risiken sie mit welcher Prämie noch decken wollen. Klar ist, dass es nach schadenreichen Jahren für Erstversicherer teurer wird – und damit auch für den Endkunden, der dann vielleicht sogar auf die entsprechende Deckung verzichtet.

Der Staat springt ein

Und wenn es dann doch zum Schaden kommt, das Haus schwer beschädigt oder gar abrissreif ist, ja dann lässt der Staat die vielen Hausbesitzer nicht im Stich, sondern entschädigt sie. Letztlich trägt damit jeder einzelne Bürger die Schadenlast. Das kann es ja eigentlich nicht sein. Also eine Pflichtversicherung für Elementarschäden? Bei den zu erwartenden häufigeren und schwereren Naturkatastrophen wäre selbst dann bald das Ende der Tragfähigkeit der Assekuranz erreicht. Ein Lösungsstrauß muss her: Schadenvermeidung durch Bausperrzonen, Schutzmauern und Überflutungsareale, höhere Selbstbehalte bei den Kunden und Versicherungspools mit einer staatlichen Rückdeckung ab einer bestimmten maximalen Schadensumme.

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