Im DatenraumÄgypten

Von Konflikten schwer belastet

Ägypten leidet unter dem Nahostkonflikt und dem Ukrainekrieg, aber auch unter einer hohen Staatsverschuldung. Entlastung bringen neu verhandelte internationale Kredite und Hilfen.

Von Konflikten schwer belastet

Ägypten

Von Konflikten schwer belastet

ba Frankfurt

Währungskrise, hohe Staats­verschuldung, mangelndes Investorenvertrauen, immense Inflation, im Vorjahresvergleich nahezu halbierte Einnahmen aus den Suezkanal-Passagen von Frachtschiffen und eine insgesamt schwächelnde Wirtschaft: Die Lage des schwer vom Ukrainekrieg und dem Nahostkonflikt betroffenen Ägypten ähnelt der des Jahres 2016. In der damaligen Wirtschaftskrise hatte der Internationale Währungsfonds (IWF) mit Ägypten ein dreijähriges Hilfs- und Reformprogramm abgeschlossen, an dem sich auch mehrere europäische Staaten beteiligten – in der Hoffnung, eine durch einen Staatsbankrott ausgelöste Fluchtbewegung einzudämmen. Wenig nachhaltig, wie sich zeigt.

Vor wenigen Wochen nun sicherte ein Investor aus Abu Dhabi Ägypten Investitionen von 35 Mrd. Dollar zu, der IWF stockte den Ende 2022 vereinbarten Kredit von 3 auf 8 Mrd. Dollar auf. Zudem vereinbarte die EU ein 7,4 Mrd. Euro schweres Hilfspaket. Im Gegenzug erhofft sie sich erneut Unterstützung bei der Eindämmung irregulärer Migration sowie eine bessere Zusammenarbeit in Bereichen wie erneuerbare Energien, Handel und Sicherheit.

Die Finanzspritzen verschafften der Regierung Luft, doch mittel- bis langfristig müssten die Geldgeber mit Reformen überzeugt werden, mahnt die BayernLB in einer Analyse. Die Ratingagentur Scope etwa betont die hohe Zinslast im Verhältnis zu den Einnahmen und die hohe Staatsverschuldung, hat aber diese Woche das Rating mit „B–“ bestätigt und den Ausblick von negativ auf stabil erhöht. Ursächlich dafür seien neben den zugesagten Geldern „ein starkes Engagement der Behörden für die Durchführung von Reformen, die Straffung der Geld- und Finanzpolitik und ein Unternehmensumfeld, welches das Wachstum des Privatsektors fördert“. Dort aber ist die Stimmung immer noch schwach und die Zuversicht auf Besserung binnen Jahresfrist gering, wie der Einkaufsmanagerindex zeigt. Entlastung dürfte aber die Intervention der Zentralbank von Anfang März – eine Anhebung der Zinssätze um 600 Basispunkte und die Freigabe des ägyptischen Pfunds – bringen, heißt es bei S&P Global.

Problematisch ist nicht nur, dass Reedereien die direkte Route zwischen Europa und Asien über den Suez-Kanal meiden und dadurch die wichtigen Gebühren für die Kanalpassage – eine wichtige Quelle für Devisenzuflüsse und Steuereinnahmen – um fast die Hälfte eingebrochen sind. Im Februar kam es laut S&P bereits zu einem deutlichen Rückgang der Dollar-Zuflüsse, was die Wechselkurse und die Inflation in die Höhe trieb. Problematisch ist auch der absehbar kräftige Rückgang im Tourismus. Denn laut BayernLB machen üblicherweise Reisende aus Russland und der Ukraine rund ein Drittel der Touristen aus und der Krieg im Gazastreifen dürfte ebenfalls abschreckend wirken. Die Dienstleistungen, allen voran der Tourismus und die Suezkanal-Gebühren, aber steuern rund die Hälfte zum Bruttoinlandsprodukt bei. Vor der Corona-Pandemie waren knapp 20% der Erwerbstätigen im Tourismussektor beschäftigt.

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