Vorbauen für die Zukunft
Luxusgüterbranche
Vorbauen für die Zukunft
wü Paris
Von Gesche Wüpper
Es ist eine Transaktion, mit der LVMH einen Grundstein für eine weitere Konsolidierung der Luxusgüterbranche legt. Durch das Abkommen, das der Investmentfonds L Catterton jetzt mit Diego und Andrea Della Valle für den Rückzug des italienischen Edel-Schuhherstellers Tod’s von der Börse getroffen hat, werden die Bande zwischen den Della Valles und LVMH weiter gestärkt und damit wird der Boden für einen späteren Verkauf geebnet. Der Branchenprimus und seine Eignerfamilie Arnault sind sowohl an L Catterton als auch an Tod’s beteiligt, während Diego Della Valle seit 2002 im Verwaltungsrat von LVMH sitzt. Er hat bereits vor drei Jahren in einem Interview mit der "Financial Times" signalisiert, dass er an Bernard Arnault verkaufen könnte, sollte er eines Tages einen größeren Anteil verkaufen wollen.
LVMH-Chef Bernard Arnault macht mit dem geplanten Deal seinem Ruf als gewiefter Firmenjäger wieder mal Ehre. Dass er den richtigen Riecher hat, hat er seit der Akquisition der von der Pleite bedrohten Textilgruppe Boussac in den 80ern immer wieder bewiesen. Mit dem im Rahmen der Boussac-Übernahme erworbenen Modehaus Dior goss er einst das Fundament für den Konzern, zu dem mittlerweile nicht weniger als 75 Marken gehören. Nur bei Gucci und Hermès kam Arnault nicht wie gewünscht zum Zuge.
Dennoch gehört er mit seiner Strategie im Gegensatz zu Tod’s und seinem heimischen Wettbewerber Kering zu den Gewinnern des Polarisierungseffekts, den die Branche derzeit erlebt. Die Tendenz, dass starke Marken auf Kosten schwächerer weiter Marktanteile dazugewinnen, dürfte während der nun zu beobachtenden Normalisierung des Luxusgütersektors zunehmen. Dies könnte zu einer neuen Konsolidierungswelle führen, da kleinere Marken auf die Unterstützung größerer angewiesen sein dürften, um künftigen Herausforderungen begegnen zu können. Eine der Aufgaben, die Arnault bei LVMH jetzt dringend in Angriff nehmen muss, um die Zukunft zu sichern, ist die Frage, wer sein Nachfolger wird. Zwar haben alle seine fünf Kinder einen Posten bei LVMH, doch das Rennen um die Nachfolge ist nicht entschieden.