KommentarMaschinenbau

Vorsicht vor dem Klumpenrisiko

Deutsche Maschinenbauer wollen künftig noch stärker auf die USA setzen. Sie sollten andere Regionen dabei aber nicht aus den Augen verlieren.

Vorsicht vor dem Klumpenrisiko

Maschinenbau

Vorsicht
Klumpenrisiko

Von Karolin Rothbart

Die USA werden immer mehr zum Sehnsuchtsort deutscher Maschinenbauer. Der auf das Land entfallende Exportanteil in der Branche steigt seit einigen Jahren kontinuierlich – waren es 2021 noch 11,5%, so belief sich der Anteil in den ersten drei Quartalen des laufenden Jahres bereits auf 13,7%. Im Gegensatz dazu ist der auf China entfallende Exportanteil in dem Zeitraum stetig gesunken, was vor allem den Bemühungen geschuldet sein dürfte, die Abhängigkeit von der Volksrepublik und ihren wirtschaftlichen sowie hegemonialen Allmachtsfantasien zu reduzieren.

Go West!

So lautet also das Motto bei Deutschlands wichtigstem industriellen Arbeitgeber schon seit einiger Zeit: Go West! Daran ändert auch ein zum wiederholten Mal als Präsident gewählter Donald Trump mit seinen Zollandrohungen von 10 bis 20% auf alle Importe nichts. Ja, die meisten hiesigen Anlagenbauer rechnen mit einem starken oder sehr starken Einfluss solcher Abgaben auf die eigene Wettbewerbsfähigkeit, wie eine VDMA-Umfrage zeigt. Doch allein wegen der schieren Marktgröße will eine große Mehrheit der hiesigen Maschinenbauer auch in den kommenden fünf Jahren ihre US-Aktivitäten noch ausweiten, oder diese erstmals aufnehmen.

Deutsche Maschinenbauer wollen künftig noch stärker auf die USA setzen. Sie sollten andere Regionen dabei aber nicht aus den Augen verlieren.

Bei aller Euphorie um die in den USA angestrebte Reindustrialisierung und ihren Verheißungen auch für die deutsche und europäische Investitionsgüterindustrie sollte diese sich aber auch nicht zu stark von den Vereinigten Staaten abhängig machen. Denn zum einen ist noch längst nicht klar, wohin der von Donald Trump avisierte Kurs das Land führt. Ökonomen etwa vom Peterson Institute for International Economics rechnen beispielsweise wegen der Zölle mit erheblichen Belastungen für die amerikanischen Verbraucher, was im Endeffekt auch für die US-Industrie problematisch werden kann. Zum anderen locken auch aufstrebende Schwellenländer wie beispielsweise Indien oder Mexiko mit jeweils großen Märkten und zunehmenden Industrialisierungsbestrebungen. In Indien ansässige Tochtergesellschaften deutscher Maschinenbauer „strotzen derzeit vor Selbstbewusstsein“, heißt es beim VDMA.

Diversifizierung ist alles

Angesichts anhaltender Belastungen für die Weltkonjunktur und erwarteter Produktionsrückgänge im deutschen Maschinenbau wäre es fast schon fahrlässig, wenn Unternehmen solche Entwicklungen einfach außer Acht lassen. Für die exportorientierte Branche gilt in diesen Zeiten mehr denn je: Diversifizierung ist alles.

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