War da was?
Es ist ein Monsterquartal, das der US-Internetkonzern Alphabet da gerade hingelegt hat. Der Umsatz liegt nicht nur mehr als ein Viertel höher als vor einem Jahr, sondern ist auch so schnell gewachsen wie seit vier Jahren nicht mehr und hat die meisten Beobachter positiv überrascht. Die Bruttomarge steht zwar unter Druck, hat die Erwartungen aber so deutlich geschlagen wie das letzte Mal vor fast acht Jahren. Unter dem Strich hat die Google-Muttergesellschaft die Analystenschätzungen ebenfalls übertroffen, obwohl der Konzern die Investitionen in Rechenzentren und andere Großprojekte beinahe verdoppelt hat.Aber war da nicht noch was anderes? Erst vor einer Woche haben die Wettbewerbshüter der Europäischen Union (EU) Google eine Rekordstrafe in Höhe von 5 Mrd. Dollar aufgebrummt, weil der Konzern nach Auffassung der Brüsseler Behörde mit seinem Betriebssystem Android seine Marktmacht zulasten des Wettbewerbs ausspielt. Die Strafe hat Alphabet in ihrem Quartalsbericht fast schon routiniert wegsteckt. Im vergangenen Jahr hatte noch eine Strafe aus Brüssel in Höhe von 2,7 Mrd. Dollar ins Kontor geschlagen, weshalb die Gewinn-und-Verlust-Rechnung zur Halbzeit den Eindruck macht, als wäre der Posten ein fester Bestandteil im Zahlenwerk. Auch in der Sache klingt Google wenig aufgeregt. Kein Wunder, haben mehr als vier von fünf Smartphone-Nutzern weltweit Android doch längst als Standard akzeptiert und häufig auch lieb gewonnen. Aber war da nicht noch etwas? Ende Mai hat die EU eine Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) eingeführt, mit der man Online-Werbemaschinen wie Google bei der Monetarisierung der persönlichen Daten ihrer Nutzer Einhalt gebieten wollte. In den Zahlen ist davon nichts zu sehen. Das Werbegeschäft läuft so rund wie eh und je, obwohl mit Amazon neuerdings ein weiteres Schwergewicht mitmischt. Derzeit sieht es ganz so als, als würden jene Beobachter recht behalten, die vorausgesagt haben, dass die DSGVO das Duopol von Google und dem sozialen Netzwerk Facebook auf dem Online-Werbemarkt eher stärken dürfte.Wie sich Facebook zuletzt geschlagen hat, wird man schon heute Abend wissen, wenn der Konzern nach US-Börsenschluss Zahlen vorlegt. Moment. Facebook? Da war doch auch noch was! Erst in der vergangenen Woche hat der Konzern mitgeteilt, dass er die Geschäftsbeziehungen zu Crimson Hexagon gekappt hat und die Verbindungen der Datenanalyse-Firma nach Russland prüft. Der Skandal rund um den Missbrauch von Nutzerdaten durch die Politmarketingfirma Cambridge Analytica, der im März publik wurde, wirkte sich auf das erste Quartal nicht aus.