Tarifabschluss

Was man mit Geld nicht kaufen kann

Banken stehen im Überbietungswettbewerb, wenn es darum geht, Nachwuchskräfte zu finden. Die Branche muss sich vorwerfen lassen, das Thema Ausbildung lange Zeit vernachlässigt zu haben.

Was man mit Geld nicht kaufen kann

Banktarif

Was man mit Geld nicht kaufen kann

Von Anna Sleegers

In der personell überalterten Kreditwirtschaft geht das Hauen und Stechen um den Nachwuchs los. Bereits nach der zweiten Tarifrunde, die der Verband der öffentlichen Banken ohne die privaten Banken an seiner Seite führt, stellt er heraus, dass die Azubis der von ihm vertretenen Institute mehr verdienen als bei der Konkurrenz.

Noch mag es dabei nur um Kleckerbeträge gehen. Einzelne Institute locken die begehrten Nachwuchskräfte inzwischen aber bereits mit dem Versprechen, ihnen im Anschluss gleich noch ein Studium zu bezahlen. Das ist schön für die jungen Menschen, die sich für eine Karriere in der Kreditwirtschaft entschieden haben. Gut für die Branche ist ein derartiger Überbietungswettbewerb indes nicht.

Zudem ist es ein Armutszeugnis für die Personaler in den Bankentürmen. Sie müssen sich vorwerfen lassen, das Thema Ausbildung über Jahre schmählich vernachlässigt zu haben. Statt sich frühzeitig auf den rechnerisch mühelos vorhersagbaren Fachkräftemangel einzustellen, haben sie lieber hinter vorgehaltener Hand über die mangelnden Rechtschreibkenntnisse der Generation Y gelästert.

Es ist müßig zu fragen, ob dahinter Kurzsichtigkeit oder überzogene Erwartungen an das Rationalisierungspotenzial der Digitalisierung steckten. Fakt ist, dass es den bei jungen Menschen ohnehin nicht populären Banken heute noch schwerer macht, Nachwuchs zu finden und an sich zu binden. Denn wer sich mit 18 oder 20 Jahren darauf einlässt, eine Karriere in der Kreditwirtschaft zu starten, findet meist einen unausgewogenen Altersmix vor. Das kann die Freude durchaus schmälern.

Wer heute eine Banklehre beginnt, ist in der Regel mit dem Smartphone in der Hand aufgewachsen. Ob es dieser Generation Spaß macht, ihr Wissen an die Ü-50-Kollegen weiterzugeben, ist maßgeblich vom Betriebsklima abhängig. Die Vorzeichen dafür sind vielerorts mäßig, was nicht zuletzt an der sorgsam kultivierten Zögerlichkeit bei der Übernahme der Azubis in der Vergangenheit liegt.

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