Wer gleicher ist
“Eine Fusion unter Gleichen gibt es im Leben nicht.” So sprach Bernd Scheifele, Vorstandschef von Heidelberg Cement, als die Konkurrenten Holcim und Lafarge vor knapp einem Jahr ihr Merger of Equals ankündigten. Er sollte recht behalten. Beim schweizerisch-französischen Zusammenschluss ist der offene Bruch da. Der Holcim-Verwaltungsrat mit Ex-Linde-Chef Wolfgang Reitzle an der Spitze und Großaktionär Thomas Schmidheiny (20,1 %) im Nacken droht, die Fusion platzen zu lassen. Reitzle hat per Brief an Lafarge erklärt, dass Holcim nicht mehr bereit ist, den Deal zu den vor knapp einem Jahr vereinbarten Bedingungen zu vollziehen, sondern dass man nachverhandeln will – finanziell und personell. Im Umfeld von Holcim werden Zweifel gesät, dass der designierte CEO des kombinierten Unternehmens, Lafarge-Chef Bruno Lafont, der richtige Mann ist, um Synergien von 1,4 Mrd. Euro zu heben.Noch vor der Hochzeitsnacht zerfleischen sich die Partner – oder soll man “Kontrahenten” sagen? Man verkehrt nun schriftlich miteinander. Eine Ehe, die so beginnt, kann schwerlich fruchtbar werden. Lafont ist ein gesichtswahrender Rückzug verbaut, denn Lafarge mit dem belgischen Milliardär Albert Frère (21 %) im Rücken hat am Montag postwendend klargemacht, dass allenfalls im Umtauschverhältnis Zugeständnisse möglich sind, nicht aber bei anderen Punkten.Deutsche und Dresdner Bank, DaimlerChrysler, AOL Time Warner, Omnicom und Publicis: Die Liste der spektakulär gescheiterten oder in letzter Minute abgeblasenen Merger of Equals ist lang. Mit LafargeHolcim drängt ein weiterer Kandidat auf diese Liste. Zumindest in Heidelberg wird man darüber ganz sicher nicht traurig sein.