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Wiederentdeckter Underperfomer

Die DHL-Aktie, die an der Börse noch unter Deutsche Post läuft, ist in den vergangenen Monaten weit hinter der Entwicklung des Dax zurückgeblieben. Jahreszahlen und Ausblick rücken das Papier ins Rampenlicht.

Wiederentdeckter Underperfomer

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Wiederentdeckter Underperformer

Von Martin Dunzendorfer

Einen Kurssprung um zeitweise 13% haben die Ergebnisse von 2024, der Ausblick auf das laufende Jahr und die übrigen Neuigkeiten aus dem Hause DHL nicht gerechtfertigt. Doch in diesen Tagen ist das Verhältnis zwischen Ursache und Wirkung an der Börse eben vollkommen unangemessen. Da reicht es schon, mit den Zahlen für die abgelaufene Berichtszeit und den Prognosen die Markterwartungen zu übertreffen. Als Kirsche obendrauf noch die Erhöhung des Aktienrückkaufprogramms – fertig ist der Hausse-Cocktail. Fairerweise muss man festhalten, dass die Deutsche-Post-Aktie eine gehörige Portion Nachholbedarf hatte. Im Vergleich zum Kurs von Anfang Oktober war die Notierung bis Mittwochabend nahezu unverändert geblieben – und das auch nur, weil das Papier in jüngster Zeit etwas aufgeholt hatte –, während der Dax in dieser Zeit um 17% zugelegt hatte.

Das Führungsduo von DHL: links Vorstandschef Tobias Meyer, daneben Finanzchefin Melanie Kreis. Foto: DHL Group

Die Underperformance von DHL ist erstaunlich. Natürlich sorgen sich Investoren angesichts der Konjunkturflaute in weiten Teilen der Welt und der sich anbahnenden bzw. verschärfenden Handelskonflikte, die von den USA bzw. Präsident Donald Trump ausgehen, um die Geschäfte des Logistikkonzerns, der zu einem großen Teil vom freien Warenaustausch lebt.

Und wieso auf dem deutschen Aktienmarkt gleichzeitig u.a. Bau- und Maschinenbauaktien von Rekordhoch zu Rekordhoch jagten, obgleich aus diesen Industrien seit langem nur negative Nachrichten kommen, bleibt ein Geheimnis, das rational nicht mit der vagen Aussicht auf staatliche Infrastrukturprojekte oder einen noch fraglicheren Branchenaufschwung erklärt werden kann.

Vorstand hat Vertrauen in die Ertragskraft

Tatsächlich blieb DHL 2024 deutlich unter den Rekordergebnissen von 2022, doch ein operativer Gewinn von knapp 6 Mrd. Euro, eine Ebit-Marge von 7% sowie ein freier Cashflow von fast 3 Mrd. Euro sind in langfristiger Betrachtung Spitzenresultate – ohne dass die Probleme im Briefgeschäft in Deutschland kleingeredet werden sollen. Eine – trotz leichten Ergebnisrückgangs im Jahresvergleich – unveränderte Ausschüttung von 1,85 Euro je Aktie und die Erhöhung der Aktienrückkäufe um 2 Mrd. auf 6 Mrd. Euro kann sich DHL aufgrund der kerngesunden Bilanz leisten. Zusammen mit den Prognosen für 2025, die leichte Verbesserungen erwarten lassen, sind das Signale, dass der Vorstand eine Verschlechterung der Zahlen ausschließt. Und wie der Brexit gezeigt hat, sind Handelsschranken nicht zwingend negativ für das Logistikgeschäft. Die Ergebnisstabilität von DHL scheint ungefährdet.

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