Willkommener Kapital-Wumms für Datenzentren
Datenzentren
Willkommener Kapital-Wumms
Von Christoph Ruhkamp
Was ist kritische Infrastruktur und wer sind die Verbündeten Deutschlands? Diese Fragen werden im Kontext der Kontrolle ausländischer Investitionen in Zukunft immer häufiger eine Rolle spielen. Schon werden in den USA die Regeln bald so verschärft, dass voraussichtlich auch deutsche Unternehmen ihre Unabhängigkeit von chinesischen Partnern darlegen müssen, wenn sie in den USA Chips einkaufen wollen, die für Anwendungen der künstlichen Intelligenz geeignet sind. Vor diesem Hintergrund wäre es gar nicht mal erstaunlich, wenn ein Deal, der sich gerade in Frankfurt anbahnt, für Aufsehen sorgt. Der US-Assetmanagement-Riese Blackrock, der gerade erst den Infrastrukturfondsmanager Global Infrastructure Partners für 12,5 Mrd. Dollar übernommen hat, will in das Bauen und Vermieten von Datenzentren investieren. In Frankfurt hätte der Finanzinvestor nun Gelegenheit, einen ersten Fuß in die Tür zu Europas größtem Internetknotenpunkt zu setzen. Zum Verkauf steht dieser Tage die Mehrheit bei der Datenzentren-Tochter Mainova Webhouse des lokalen Energieversorgers Mainova. Das verschafft zwar keinen Zugriff auf die Daten, aber doch das Eigentum an den Datenspeichern und der Rechenkapazität. Und die wird für den Boom der künstlichen Intelligenz benötigt.
Schon vor Jahren hat die Bundesregierung mit Hilfe der Staatsbank KfW eingegriffen, als ein chinesisches Staatsunternehmen einen Minderheitsanteil am Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz erwerben wollte. Ähnliches geschah bei der Tübinger Impfstofffirma Curevac, die vor dem vermeintlich geplanten Zugriff von Donald Trump bewahrt werden sollte.
Doch die Mainova-Datenzentren sind ein anderer Fall. Ein Assetmanager wie Blackrock will nicht Einfluss nehmen, sondern mit Bau und Vermietung von Datenzentren Geld verdienen. Dagegen spricht nichts. Bei Rechenkapazitäten gibt es eine große Lücke zwischen Nachfrage und Angebot. In Deutschland besteht großer Aufholbedarf, damit digitale Entwicklungen wie Cloud Computing oder künstliche Intelligenz nicht stagnieren. Privates Kapital ist ein wichtiger Baustein in der Finanzierung. Kooperation privater Investoren mit der öffentlichen Hand sollte willkommen sein. Viele werden sich wünschen, dass die Mainova keinen Mehrheitsanteil und damit die Entscheidungshoheit abgibt. Aber genau diese Mehrheit wird ein Investor verlangen, wenn er einen hohen Preis zahlen soll.
Ein Infrastrukturinvestor will nicht Einfluss nehmen, sondern mit Bau und Vermietung von Datenzentren möglichst viel Geld verdienen.