Worldline zieht die Reißleine
Payment
Worldline zieht
die Reißleine
Von Gesche Wüpper
Gilles Grapinet hat die ehemalige Atos-Tochter auch dank Akquisitionen zu einem paneuropäischen Bezahldienstleister ausgebaut und an die Börse gebracht. Doch drei Gewinnwarnungen innerhalb von nur zwölf Monaten sind zu viel. Der Verwaltungsrat von Worldline zieht deshalb die Konsequenzen. Er hofft, mit einem neuen Chef das Vertrauen der Investoren zurückgewinnen zu können. Der langjährige Generaldirektor Grapinet nimmt bereits Ende September seinen Hut. Der stellvertretende Generaldirektor Marc-Henri Desportes soll dann so lange übergangsweise die Geschäfte leiten, bis ein Nachfolger gefunden ist.
Ob der Führungswechsel und der zu Beginn des Jahres lancierte Sparplan alleine ausreichen werden, damit Investoren wieder an Worldline glauben, ist jedoch fraglich. Zu oft hat der in die roten Zahlen gerutschte Paymentspezialist in den vergangenen Monaten enttäuscht, nicht nur mit zu optimistischen Prognosen und Gewinnwarnungen, sondern auch mit dem Abstieg aus dem CAC 40. Die neuen Ankündigungen zeigen, dass er mit größeren Schwierigkeiten kämpft. Worldline bekommt neben der steigenden Konkurrenz auch die Kaufzurückhaltung der Verbraucher zu spüren, vor allem in Deutschland, wo er mit Payone vertreten ist. Damit nicht genug, denn der Bezahldienstleister hat auch den schnellen Wandel der Branche unterschätzt, in die immer mehr neue, flexiblere Anbieter drängen.
Geringe Bewertung
Während Konkurrenten wie Ayden und Nexi trotz der durch die Inflation ausgelösten Konsumflaute wieder zulegen konnten, hat sich Worldline seit der Gewinnwarnung Ende Oktober nie richtig erholt, obwohl ihr der Partner Crédit Agricole zu Hilfe eilte. Damals war die Aktie innerhalb eines Tags um fast 60% eingebrochen. Innerhalb von drei Jahren hat sie 90% an Wert eingebüßt. Die Marktkapitalisierung des einst als französische Tech-Hoffnung gefeierten Unternehmens beträgt inzwischen weniger als 2 Mrd. Euro, noch nicht mal das Doppelte des für 2024 erwarteten bereinigten Bruttobetriebsüberschusses. Die geringe Bewertung könnte nun so manchen Private-Equity-Fonds anlocken.