KOMMENTAR

Wunschdenken

Wenn es noch eines Belegs bedurft hätte, dann haben spätestens die Verkaufszahlen am US-Automarkt für den März klargemacht, dass auch ein fordernder US-Präsident Donald Trump kein dauerhaftes Wachstum garantieren kann. Und nicht nur das. Trump muss...

Wunschdenken

Wenn es noch eines Belegs bedurft hätte, dann haben spätestens die Verkaufszahlen am US-Automarkt für den März klargemacht, dass auch ein fordernder US-Präsident Donald Trump kein dauerhaftes Wachstum garantieren kann. Und nicht nur das. Trump muss erkennen, dass seine Forderungen im Rahmen der Strategie “Make America great again” nach neuen Jobs und neuen Werken in der US-Automobilindustrie wohl weitgehend Wunschdenken bleiben werden.Nach dem im vergangenen Jahr mit 17,6 Millionen Verkäufen aufgestellten Allzeithoch war allen Branchenbeobachtern klar, dass dieses nach vielen Jahren stetiger Aufwärtsentwicklung erreichte Niveau kaum noch zu toppen, ja möglicherweise noch nicht einmal wieder einzustellen sein würde.Drei Monate in Folge mit Verkaufsrückgängen müssen noch nicht zu einem dramatischen Verkaufseinbruch im Gesamtjahr führen. Dazu ist das Verbraucherklima viel zu gut und die Arbeitslosigkeit vergleichsweise zu niedrig. Aber den Anbietern in den USA macht die Drift zwischen der wegbrechenden Nachfrage für herkömmliche Pkw und den weiterhin beliebten Light Trucks wie große Geländewagen und Pick-ups zunehmend zu schaffen.Immer deutlicher wird, dass der zweitgrößte US-Autobauer Ford gerade wegen dieser Entwicklung auf den Neubau eines Pkw-Werks im Nachbarland Mexiko verzichtet hat, sind doch die Limousinen im Land der unbegrenzten Möglichkeit auch mit rekordhohen Preisabschlägen kaum noch vom Hof zu bringen. Gleichzeitig zwingen überbordende Bestände solcher Modelle beim Handel zu Produktionskürzungen und wie im Fall General Motors sogar zu Stellenabbau.Es mutet schon ein wenig skurril an, denn die US-Autoindustrie ist gleichermaßen Nutznießer und Opfer des amerikanischen Erfolgs im Fracking, was die Spritpreise niedrig hält. Light Trucks sind damit favorisiert, sparsame Pkw gelten vorerst als verzichtbar.Die Konkurrenz aus Europa und Fernost muss dieses Auseinanderlaufen in der Autonachfrage der USA mit Sorge erfüllen, denn ihr Angebot bedient im Wesentlichen das schwächelnde Pkw-Segment. In den tradierten und nur in den USA relevanten Pick-up-Markt will (und kann) niemand ernsthaft einsteigen – zumal keiner weiß, wie lange der Boom noch anhält und die Spritpreise so niedrig bleiben wie zurzeit. In Westeuropa scheint am Automarkt nicht nur wegen des Brexit die Luft nach oben dünn zu werden. Die Abhängigkeit vom weltgrößten Automarkt China nimmt geradezu zwangsläufig zu.