Zeit für eine Pause
Bank of England
Zeit für
eine Pause
Von Andreas Hippin
Die Bank of England ist knapp daran vorbeigeschrammt, die Zinsschraube zu überdrehen. Eigentlich galt als ausgemacht, dass sie den Leitzins um weitere 25 Basispunkte heraufsetzen würde. Doch die Inflationsdaten vom Vortag deuteten darauf hin, dass der Preisdruck deutlich nachgelassen hat. Dadurch änderte sich nicht nur die Stimmung an den Finanzmärkten, sondern auch im geldpolitischen Komitee der britischen Notenbank. Was Anfang der Woche noch als unwahrscheinlich galt, wurde wahr: Die Bank of England legte nach 14 Zinsschritten eine Pause ein.
Britischer Alleingang
Sie deutete auch an, dass auf die Pause keine weitere Erhöhung folgen dürfte. Die Geldpolitik werde hinreichend lange restriktiv sein müssen, um die Teuerungsrate mittelfristig auf das Inflationsziel von 2,0% zurückzuführen, heißt es dazu gewohnt kryptisch im Protokoll der Sitzung des Komitees. Um den Leitzins weiter zu erhöhen, bräuchte es Belege für einen hartnäckigeren Inflationsdruck. Das ist etwas anders als das, was man zuletzt von EZB und Federal Reserve zu hören bekam. Es zeugt davon, dass man in der Threadneedle Street doch in der Lage ist, sich aus dem Gruppendenken zu lösen, das Notenbankern immer wieder vorgeworfen wird, und einen unabhängigen Kurs zu verfolgen.
Für gewöhnlich gilt, dass es einer Volkswirtschaft weniger schadet, wenn man den Leitzins einmal zu viel anhebt als einmal zu wenig. Doch weil sich geldpolitische Maßnahmen erst mit großer zeitlicher Verzögerung bemerkbar machen, ist nach den vielen Zinsschritten der vergangenen Monate eine Pause durchaus angezeigt. Das geldpolitische Komitee war sich alles andere als einig. Lediglich fünf der neun Mitglieder trugen die Entscheidung mit. Vier hätten lieber eine weitere Erhöhung gesehen.
Größere Ungewissheit
Für die Zukunft bedeutet das eine größere Ungewissheit, was die Richtung der Geldpolitik angeht. Weitere Zinserhöhungen sind nicht ausgeschlossen. Noch ist die Teuerungsrate dreimal so hoch wie der Zielwert der Notenbank. Selbst wenn Premierminister Rishi Sunak sein in Zeiten zweistelliger Werte gesetztes Ziel erreichen sollte, die Inflation bis zum Jahresende zu halbieren, wäre sie immer noch mehr als doppelt so hoch.
Die Geldpolitiker haben die nötige Vorsicht walten lassen. Am Arbeitsmarkt sind Anzeichen der Entspannung wahrzunehmen. Die Daten der Steuerbehörde sprechen eine andere Sprache als die des Statistikamts, wenn es um die Einkommensentwicklung geht. Der Lohndruck hat sich deutlich abgeschwächt. Gut möglich, dass es eine lange Zinspause wird. Sinken werden die Zinsen allerdings nicht so schnell.