KommentarUS-Kapitalvorgaben

Zu viel Geschrei um Basel III

Im Streit um die Umsetzung von Basel III bringen Amerikas Geldhäuser berechtigte Beschwerden vor, argumentieren aber zu destruktiv. Die provokante Haltung einiger Regulatoren ist allerdings auch nicht hilfreich, um Schäden für die Wettbewerbsfähigkeit der US-Kreditwirtschaft zu verhindern.

Zu viel Geschrei um Basel III

US-Kapitalvorgaben

Zu viel Geschrei um Basel III

Von Alex Wehnert

Im Konflikt um die Umsetzung des Bankenpakets Basel III in den USA agieren weder Branchenvertreter noch Regulatoren zielführend. Die größten Geldhäuser des Landes und ihre Lobbyverbände sind in den vergangenen Monaten gegen die angepeilten härteren Kapitalvorgaben auf die Barrikaden gegangen – und das zu Recht, gehen die Pläne der US-Behörden doch über das Maß hinaus, auf das sich internationale Zentralbankchefs und Aufseher 2017 verständigt haben. Allerdings ist die Argumentation der Köpfe des Sektors zu destruktiv.

Wenig konstruktive Vorschläge

In der gerade abgelaufenen Konsultationsphase zu Basel III haben die Federal Reserve, die Einlagensicherung FDIC und das für die Überwachung des nationalen Kreditwesens zuständige OCC 235 Schreiben erreicht. Von den größten Instituten des Landes, deren Chefs bei jeder Gelegenheit gegen die neuen Kapitalvorgaben gewettert haben, setzte aber nur Wells Fargo einen eigenen Brief auf. Von konstruktiven Maßnahmen, um durch härtere Vorschriften entstehende Belastungen für die Kreditvergabe abzufedern, ist darin zu wenig zu lesen.

Stattdessen entsteht bei allen berechtigten Beschwerden das Bild einer Branche, die sich einem stärkeren Schutz vor systemischen Risiken verweigert und starr auf vergangene Turbulenzen verweist, die sie gut bewältigt habe. Dass die Auswirkungen des Regionalbankenkollapses 2023 den Finanzsektor noch bis ins abgelaufene Quartal belastet haben und über Verwerfungen am Immobilienmarkt weiter beschäftigen werden, fällt dabei gerne unter den Tisch.

Regulator provoziert

Allerdings sind auch aktuelle Kommentare des amtierenden OCC-Vorsitzenden Michael Hsu wenig hilfreich. Den Banken stehe es frei, ihr Kapital anders aufzuwenden als für Aktienrückkäufe oder Dividenden, sagte er der "Financial Times". Die Geldhäuser sollten ganz einfach ihre Pläne für die Rückführung von Mitteln an die Aktionäre unter den neuen Regeln teilen, statt nur vor den Auswirkungen der Basel-III-Umsetzung auf die Kreditvergabe zu warnen.

Dass die Aussagen eine reine Provokation darstellen, muss Hsu selbst wissen. Denn das Kreditgeschäft ist keine Wohltätigkeitsveranstaltung, bei der es den Instituten darum gehen kann, unter Mehrbelastungen für den Shareholder Return künstlich die wirtschaftliche Aktivität zu stützen. Statt sich mit destruktivem Geschrei zu überziehen, sollten sich Regulatoren und Branche trotz Ablauf der Marktkonsultation darum bemühen, einen gangbaren Plan für die Umsetzung von Basel III aufzustellen. Dann lassen sich auch Schäden für die Wettbewerbsfähigkeit der US-Banken und des Kapitalmarkts eindämmen.

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