Notiert in Frankfurt

Zwang zum Wandel

Die Frankfurter Buchmesse ist 2024 eine Mischung aus Altem und Neuem: Der nötige Wandel wird behutsam angegangen.

Zwang zum Wandel

Notiert in Frankfurt

Zwang zum Wandel

Von Alexandra Baude

Die Frankfurter Buchmesse wandelt sich. Und das muss sie auch. Nicht nur, weil mittlerweile mit 27 Minuten tĂ€glich die Lesedauer hierzulande nun ja, sagen wir mal, ĂŒberschaubar ist. GegenĂŒber mehr als zwei Stunden Fernsehkonsum. Aber auch, weil die Corona-Pandemie die Vorteile virtueller Treffen gezeigt hat. Die Messe als alleinige Kontaktbörse hat ausgedient.

Vorausschauend wird versucht, fĂŒr eine neue Besuchergruppe attraktiver zu werden: New Adult ist das Stichwort. 8.000 Quadratmeter − oder anders gesagt: Eine ganze Halle − sind „Romantasy“ und „Dark College“ gewidmet. Allerdings eher als Convention, denn als klassische Messe. Dass sich der Versuch lohnen dĂŒrfte, zeigt sich in der Messehalle: 3.0, der Heimat von Belletristik und Kinder-/JugendbĂŒchern. Der dort angesiedelte pastellige und blumenumkrĂ€nzte Lyx-Stand, der die entsprechende LektĂŒre aus dem Hause Bastei LĂŒbbe feilbietet, war wĂ€hrend des noch eher spĂ€rlich besuchten ersten Fachbesuchertages jedenfalls schon mal ein Publikumsmagnet.

SĂ€mtliche Altersstufen begeistern dĂŒrfte die eher unscheinbar am Rande der Halle 4.1 gelegene Riege alter PCs. Moment. Alte PCs? Aus dem vorigen Jahrhundert? Auf der Buchmesse? Ja. Hier darf gezockt werden, „Niemandsland“ etwa. FĂŒr die JĂŒngeren liegt ein Zettel mit den gĂ€ngigsten Befehlen parat. Auch der Tessloff-Verlag eint die Generationen. Klar, mit seinen „Was ist Was“-BĂŒchern. Aber auch dem Dinosaurier, der seit Jahren zum Messestand dazugehört. Und in diesem Jahr mit einem blank polierten, freundlichen und geduldigen Gesellen mit großen schwarzen Augen. Der Roboter informiert − logo − ĂŒber Inhalte aus den BĂŒchern, beherrscht aber auch soziale Interaktion wie Abklatschen oder Fistbump. Was weidlich getestet wurde. Vor allem von Erwachsenen. Interessant, aber auch irgendwie konsequent der Auftritt von Netflix: Die Serie zum Buch wird beworben, was sonst?

Es gibt aber auch Dinge, die sich nicht geÀndert haben. Seit 2021, dem Neustart nach der Corona-Pandemie, sind die GÀnge sehr breit, sodass sich die Fachbesucher fast verlieren. Bei den internationalen Verlagen hingegen ist es wieder recht kuschelig, bunt und laut. Die GÀnge sind schmaler, die Decken niedriger, die StÀnde kleiner und das Stimmengewirr den nationalen Temperamentsunterschieden entsprechend einfach ein anderes. Und schon wirkt die Messe wieder gut besucht.

Dazu trĂ€gt auch bei, dass es in diesem Jahr keine leer gebliebenen StĂ€nde gibt, die wegen der rot-weißen AbsperrbĂ€nder teils die Anmutung eines noch nicht wieder freigegebenen Tatorts hatten. Es gibt aber durchaus FreiflĂ€chen, die offensichtlich gut noch einen Stand hĂ€tten beherbergen können. In manchen Hallen ergibt sich auch der Eindruck, dass mit weißen AbtrennwĂ€nden zwischen Hallenwand und Ă€ußerster Standreihe das geringere Ausstellerinteresse kaschiert werden soll. Und auch die Veranstaltungen scheinen etwas spĂ€rlicher besucht zu sein.

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