Zweigleisig zum besten Preis bei M&A-Deals
M&A
Zweigleisig
zum besten Preis
Von Christoph Ruhkamp
Dual Tracks sind in Preisverhandlungen keine leere Drohung mehr. Verkäufer von Unternehmen wechseln sehr flexibel zwischen IPO und Verkauf.
Rund um die Welt haben Zinssenkungshoffnungen und konjunkturelle Erholung den M&A-Markt wieder in Gang gesetzt. Nur in Deutschland hält die Flaute noch an. Zumindest gilt das für das erste Halbjahr mit einem Rückgang beim Volumen um 56%, weil die großen Megadeals fehlten. Das könnte sich jetzt bald ändern, wenn der Generikakonzern Stada und der Kunststoffhersteller Covestro wie erhofft den Besitzer wechseln. Vor allem in der Private-Equity-Branche spricht viel für ein Comeback der Deals. Die Finanzinvestoren sitzen auf mehreren Billionen Dollar Kapitalzusagen ihrer institutionellen Investoren – im Fachjargon „Limited Partners“. Auf Dauer werden sie dieses Geld anlegen müssen, wenn sie sich nicht dem Vorwurf aussetzen wollen, sie kassierten hohe Gebühren fürs Nichtstun. Auch der Ausstieg aus Firmenbeteiligungen ist zur Seltenheit geworden, weil sich Käufer und Verkäufer angesichts der gestiegenen Zinsen schwerer auf den Preis einigen können. Doch die Investoren werden unruhig, und der Druck, ihnen ihr Geld zurückzugeben, wird so stark, dass es für viele Private-Equity-Firmen um die Existenz geht, weil sie ohne Exits auch kein Geld mehr beim Fundraising erhalten.
Als ein probates Mittel in der Hand der Verkäufer von Unternehmen, um in den Preisverhandlungen Druck auszuüben, erweist sich das aufwendige Dual-Track-Verfahren: Zahlst du mir zu wenig, dann bringe ich das Unternehmen lieber an die Börse. Und umgekehrt: Bieten die Fondsmanager zu wenig für die Aktien im IPO, dann schwenkt man auf Verkauf um. Beides gab es in den letzten Wochen zu besichtigen: Nur wenige Tage nachdem der Rollstuhlhersteller Sunrise Medical die „Intention to Float“ bekannt gegeben hatte, verkaufte Nordic Capital doch lieber an Platinum. Auch Stada scheint nach jetzigem Stand eher an Clayton Dubilier & Rice verkauft zu werden, obwohl zuvor ein IPO vorbereitet wurde. Permira dagegen steuert die Sneaker-Marke Golden Goose unverdrossen an die Börse.
Da, wo früher das Dual-Track-Verfahren manchmal nur als Kulisse aufgebaut wurde, um mit dem Schwenk zu drohen, den der Verkäufer gar nicht wirklich zu vollziehen bereit war, herrscht jetzt öfter ein anderer Umgang. Die Firmen gehen dorthin, wo der höchste Preis mit der besten Transaktionssicherheit erzielt wird. Das ist gut so. Es trägt dazu bei, dass die Deal-Aktivität auch in Deutschland wieder anzieht.