Verena Pausder wählt klare Worte in AfD-Debatte
Verena Pausder wählt klare Worte in AfD-Debatte
kro Frankfurt
Es sind klare und ungewöhnlich scharfe Töne, mit denen sich Startup-Verbandschefin Verena Pausder in einer jüngst in Deutschlands Gründerszene hochgekochten Debatte über den Umgang mit der rechtspopulistischen AfD zu Wort gemeldet hat. „Das Programm und das Personal der AfD sind Gift für unser Land“, sagte die Unternehmerin und Investorin in einem am Montag veröffentlichten Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Der Gedanke, die Partei werde sich nur in einer Koalition entzaubern, sei gefährlich und mache die Rechtsextremen salonfähig.
Einen solchen Gedanken hatte zuletzt der Gründer der 2015 von Microsoft übernommenen Produktivitäts-App Wunderlist, Christian Reber, öffentlich zum Ausdruck gebracht. Auf dem Kurznachrichtendienst X schrieb der Unternehmer und Investor, dass sich Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz (CDU) für eine Koalition mit der AfD öffnen solle, „unter der Bedingung das kein offensichtlich rechts-radikales Parteimitglied politische Verantwortung tragen wird“.
Er selbst wähle zwar CDU, sei früher auch Parteimitglied und Wähler der Grünen gewesen, schrieb Reber. Doch drohe in Deutschland im Jahr 2029 „eventuell eine rechte Mehrheit“, wenn in der kommenden Bundestagswahl nicht alle Wählerstimmen respektiert würden. Ähnlich hatte sich kurz zuvor der Investor und Ex-Startup-Verbandschef Christian Miele geäußert und mit Blick auf die sogenannte „Brandmauer“ der etablierten Parteien gegen die AfD seine Sorgen um einen Vertrauensverlust in die Demokratie kundgetan. Zuspruch erhielten Reber und Miele unter anderem von Promi-Investor Frank Thelen.
Gründer favorisieren die Grünen
Die Debatte, die daraufhin entflammte, war hitzig – und gewollt, sagte Miele. Er halte die AfD schließlich für sehr gefährlich und auch Reber und Thelen bemühten sich, schnell klarzustellen, dass sie mit der Partei nichts anfangen können. „Ich würde sogar soweit gehen das ich die AfD hasse“, schrieb Reber auf X.
Mit ihren Äußerungen hatten sie dennoch für Irritationen rund um die allgemeine Haltung der eigentlich als besonders liberal und weltoffen geltenden Gründerszene zu einer in Teilen als rechtsextrem eingestuften Partei gesorgt. „Wie hält es die Startup-Szene mit der AfD?“ fragte etwa die „WirtschaftsWoche“ und „Ist die deutsche Tech-Szene auf Rechtskurs?“ die „Frankfurter Allgemeine Zeitung.“
Die Antwort darauf hatte der Startup-Verband eigentlich zuletzt schon im August gegeben. Im Rahmen des Startup-Monitors, einer jährlichen Befragung von Gründern und Gründerinnen in Deutschland, war herausgekommen, dass unter ihnen weiterhin die Grünen die mit Abstand beliebteste Partei sind. Gut 41% hätten die Partei demnach zu dem Zeitpunkt gewählt, an zweiter Stelle kam die FDP mit gut 21%. Die AfD kam in dem Ranking gerade mal auf 3%.
Offenheit statt Populismus
An der Befragung hatten 1.828 Gründer teilgenommen, von denen fast jeder Fünfte eine Einwanderungsgeschichte hat – also entweder selbst im Ausland geboren wurde oder wo beide Elternteile im Ausland geboren wurden. Zu den bekannten Erfolgsgeschichten deutscher Gründer mit Migrationshintergrund zählen etwa die Mainzer Biotech-Firma Biontech oder das Kölner Übersetzungs-Startup DeepL, das zuletzt im Mai mit 2 Mrd. Dollar bewertet worden war. „Für das deutsche Startup-Ökosystem sind Migrant Founders enorm wichtig, da sie neben ihrer Expertise ein ausgeprägtes Startup-Mindset mitbringen, häufig groß denken und international erfolgreiche Unternehmen aufbauen“, heißt es im Startup-Monitor.
„Echte Innovation braucht Offenheit“, hatte auch deshalb Startup-Verbandsgeschäftsführer Christoph Stresing im August mit Blick auf die politischen Präferenzen der Startups gesagt. Und so sieht es auch Pausder: „Wir als Startup-Szene sind für einen starken europäischen Binnenmarkt als Grundlage für Wachstum und Wohlstand“, sagt sie. „Wir kämpfen für eine Kapitalmarktunion, um mehr Kapital für Gründerinnen und Gründer zu mobilisieren.“ Die AfD wolle dagegen raus aus dem Euro. Mit ihrer Fremdenfeindlichkeit sabotiere sie zudem die Gewinnung qualifizierter Fachkräfte und halte an einem Frauen- und Familienbild „aus den 50er-Jahren“ fest. „Ich finde keinen Politikbereich, in dem uns die AfD helfen würde“, so die Verbandschefin und Nachfolgerin von Christian Miele.