Luftfahrt

Airbus schraubt Ergebnisziel deutlich nach oben

Der Luftfahrtkonzern übertrifft mit seinen guten Quartalszahlen die Markterwartungen. Die Anleger reagierten auf die erhöhte Prognose wohlwollend. Die Aktie von Airbus gewann an der Pariser Börse zeitweise 4,9% auf 121 Euro.

Airbus schraubt Ergebnisziel deutlich nach oben

sck München – Airbus hat sich schneller vom Coronaschock erholt als gedacht. Nach guten Zahlen im ersten Quartal schraubten CEO Guillaume Faury und Finanzchef Dominik Asam ihre Erwartungen für das laufende Jahr deutlich nach oben. Die Führung des europäischen Luftfahrtkonzerns peilt nun 2021 ein um Sondereffekte bereinigtes Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit angepasst) von 4 Mrd. Euro an. Das ist doppelt so viel wie bisher kalkuliert.

Im vergangenen Jahr brach das bereinigte operative Ergebnis des Boeing-Rivalen um drei Viertel oder 5,2 Mrd. auf 1,7 Mrd. Euro ein. Seinerzeit legten drastische Produktionskürzungen infolge von Lockdowns sowie weltweite Reisebeschränkungen das Geschäft lahm.

Mit drastischen Einsparungen in der Fertigung und Verwaltung steuerte Airbus gegen. Die langsame Belebung des Geschäfts gibt dem Konzern nun Rückenwind. Das Management hat für dieses Jahr rund 600 ausgelieferte Verkehrsflugzeuge im Visier. Airbus plante ursprünglich, mindestens so viele Verkehrsflugzeuge auszuliefern wie im Krisenjahr 2020. Im zurückliegenden 12-Monats-Turnus schrumpfte die Zahl der an Airlines übergebenen Passagiermaschinen um mehr als ein Drittel auf 566 (2019: 863) Stück.

Beim freien Cash-flow vor Fusionen, Übernahmen und Kundenfinanzierungen steuert Airbus 2021 nunmehr 2 Mrd. Euro an. Die Konzernspitze hatte bisher den Break-even geplant. Im vergangenen Jahr verbuchte Airbus hier ein Minus von 6,9 Mrd. Euro. Der Konzern verbrannte infolge der Pandemie Milliarden.

Aktie gewinnt 4,9 Prozent

Die Anleger reagierten auf die erhöhte Prognose und die soliden Quartalszahlen wohlwollend. Die Aktie von Airbus gewann an der Pariser Börse zeitweise 4,9% auf 121 Euro. Der Zwischenbericht übertraf die Schätzungen der Analysten deutlich.

Nach sechs Monaten stehen vor Zinsen, Steuern und Sondereffekten (Ebit angepasst) bereits 2,7 Mrd. Euro zu Buche, wie Airbus mitteilte. Vor einem Jahr hatte der Konzern aufgrund der Corona-Pandemie und eines brachliegenden Luftverkehrs operativ noch 945 Mill. Euro Miese gemacht. Die Besserung ist vor allem auf die Monate April bis Juni zurückzuführen. Im zweiten Quartal erzielte Airbus einen bereinigtes Ebit von 1,8 Mrd. Euro nach einem Defizit von 1,5 Mrd. Euro ein Jahr zuvor.

Im ersten Halbjahr schnellte der Konzernumsatz um 30% auf 24,6 Mrd. Euro nach oben. Die Erlöse im zivilen Flugzeuggeschäft legten sogar um 42% auf 17,8 Mrd. Euro zu. Der Schwung kam insbesondere im zweiten Quartal. In diesem Zeitraum konnte die Airbus-Kernsparte ihren Umsatz auf 10,5 Mrd. Euro mehr als verdoppeln. Das trug wesentlich dazu bei, dass der Konzernumsatz von April bis Juni um 70% auf 14,2 Mrd. Euro sprang.

Der Erlösschub ist auf den sich belebenden Absatz zurückzuführen. Im ersten Halbjahr lieferte 297 Flugzeuge ausgeliefert – gut die Hälfte mehr als von Januar bis Juni 2020.

Bei den Neubestellungen zögern allerdings die von der Krise gebeutelten Fluggesellschaften und Leasingfirmen nach wie vor: Von Januar bis Juni standen bei den Verkehrsflugzeugen 165 (i.V. 365) neue Orders zu Buche, 127 bestellte Flugzeuge wurden in der gleichen Zeit storniert. Der Auftragsbestand liegt bei fast 7000 Maschinen.

Im ersten Halbjahr hätten sich die Sparmaßnahmen ausgezahlt, sagte Faury zur Vorlage des Zwischenberichts. Im vergangenen Jahr kündigte Airbus an, rund 15000 Stellen zu streichen. Die Mehrzahl davon betrifft Standorte in Deutschland und Frankreich.

Unter dem Strich verdiente der Konzern nach sechs Monaten 2,2 Mrd. Euro nach einem Fehlbetrag von 1,9 Mrd. Euro ein Jahr zuvor. Zur Rückkehr in die Gewinnzone trug auch bei, dass Airbus eine Abschreibung auf das ehemalige A380-Werk in Toulouse rückgängig machen konnte. Am Konzernhauptsitz baut das Unternehmen stattdessen eine neue Fertigungslinie für den Mittelstreckenjet A321neo. Die Produktion des Großraumflugzeugs A380 stellte Airbus ein nach einer langen Flaute im Neugeschäft.

Derweil will Airbus die Dominanz von Boeing im Frachtgeschäft brechen. Der Verwaltungsrat habe die Entwicklung einer Fracht-Version des Airbus A350 genehmigt, sagte Faury. Der CEO des US-Wettbewerbers, Dave Calhoun, stellte dieser Tage eine mögliche Frachtversion des Langstrecken-Jets 777X in Aussicht.