CFO-Interview

Boehringer warnt vor Lockerung des Patentschutzes

Michael Schmelmer, CFO bei Boehringer Ingelheim, erklärt im Interview, warum der Patentschutz so wichtig ist und wie das Unternehmen ärmeren Ländern hilft.

Boehringer warnt vor Lockerung des Patentschutzes

Mit Blick auf die aktuelle Debatte über Impfpatente warnt der Pharmakonzern Boehringer Ingelheim davor, das geistige Eigentum von Unternehmen anzutasten. „Wenn wir große Summen in die Entwicklung eines Medikaments investieren, braucht es den Patentschutz, um diese Ausgaben zu refinanzieren“, sagt CFO Michael Schmelmer im Interview der Börsen-Zeitung. Von hundert Forschungsprojekten erreichten ein bis zwei die Marktzulassung. „Ohne den Schutz des geistigen Eigentums können wir diese Investitionen nicht rechtfertigen“, ergänzt der Manager, der vor seinem Wechsel an den Rhein viele Jahre in München für Infineon gearbeitet hat.

Auch China sei ja gerade dabei, den Patentschutz zu stärken, um Investitionen abzusichern. Boehringer stellt generell fest, dass Generikaunternehmen den Druck auf die Hersteller der Originalprodukte erhöhen. Dazu komme Preisdruck in Ländern, wo Regierungen Kosten im Gesundheitswesen senken wollen. Speziell in den USA gebe es aus politischen Gründen „signifikanten Druck“ auf die Preise von Medikamenten.

Bei Impfstoffen gegen Corona hält es Schmelmer für „kontraproduktiv“, wenn der Patentschutz in Frage gestellt würde, um die Produktionsmenge zu erhöhen. „Die Qualität der Impfstoffe ist nicht sicherzustellen, wenn Patente willkürlich gelockert werden und Lizenzierungen nicht mit der Absicherung einer hochwertigen Technologie verbunden sind“, erklärt der CFO. Boehringer befasse sich seit langem damit, wie der Bevölkerung ärmerer Länder Zugang zu lebenswichtigen Medikamenten verschafft werden könne. Seit zehn Jahren unterstütze der Konzern die Initiative Making More Health. Boehringer Ingelheim setzt keinen Schwerpunkt bei Impfstoffen, arbeitet im Zuge der Pandemiebekämpfung aber zusammen mit Partnern an einem Antikörper gegen Covid-19. Ergebnisse aus der klinischen Studie in Phase 1/2a werden im dritten Quartal erwartet.