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Flatexdegiro erwartet weniger Wachstum

Nach einem Rekordjahr plant der Online-Broker Flatexdegiro zwar auch für 2022 mit Wachstum, doch auf niedrigerem Niveau. Die Prognose enttäuschte die Anleger – die Aktie gab deutlich nach.

Flatexdegiro erwartet weniger Wachstum

Der Online-Broker Flatexdegiro peilt nach einem kräftigen Geschäftswachstum 2021 im neuen Jahr weitere Rekorde an. Die Zahl der Kundenkonten dürfte um 30 bis 40% auf 2,7 bis 2,9 Millionen wachsen, teilte das Unternehmen am Mittwochabend in Frankfurt mit. Nach Einschätzung von Vorstandschef Frank Niehage dürfte der durchschnittliche Kunde 2022 im Schnitt weniger handeln als im vergangenen Jahr. Insgesamt dürfte die Zahl der Transaktionen auf Jahressicht daher nur von 91 Millionen auf 95 bis 115 Millionen steigen.

An der Börse wurden die Nachrichten mit einem Kursrutsch quittiert. Bis zum Vormittag ging es am Donnerstag für die Flatexdegiro-Aktie um mehr als 11% auf 19,28 Euro nach unten. Damit war das Papier der mit Abstand größte Verlierer im Nebenwerte-Index SDax.

Zwar wird es immer noch mehr als zweieinhalb Mal so teuer gehandelt wie vor dem Ausbruch der Corona-Krise im Februar 2020. Von seinem Rekordhoch von 29,70 Euro aus dem vergangenen Juni ist der Kurs aber schon seit Monaten wieder weit entfernt.

Analyst Martin Comtesse von der Investmentbank Jefferies zeigte sich von der Handelsaktivität im vierten Quartal enttäuscht. Die Zahl der Kunden sei hingegen ähnlich stark gewachsen wie in den vorangegangenen Jahresvierteln. Die Ziele des Managements für 2022 entsprächen seinen Erwartungen. Ein Aktienhändler wertete das Ziel für die Transaktionen hingegen als etwas enttäuschend.

Im abgelaufenen Jahr wuchs die Zahl der Kundenkonten bei Flatexdegiro um 55% auf 2,06 Millionen. Die abgewickelten Transaktionen legten um 21% zu. Mit den Rekordwerten erfüllte das Unternehmen die Erwartungen des Managements. Vorstandschef Niehage hatte seine Prognose im Jahresverlauf zweimal angehoben und sich zuletzt mehr als 2 Millionen Kunden und mehr als 90 Millionen Transaktionen zum Ziel gesetzt. Die Zahl der Kunden lag Ende 2021 bei 2,04 Millionen.

Der Handelsboom an den Börsen in der Corona-Krise hat Flatexdegiro stark in die Karten gespielt. Im vergangenen Jahr habe jeder Kunde im Schnitt etwa 55 Transaktionen vorgenommen, hieß es in der Mitteilung. Nach Einschätzung des Managements dürfte es auf diesem Niveau aber nicht weitergehen: Für 2022 rechnet Flatexdegiro mit durchschnittlich 40 bis 45 Transaktionen je Kunde.

„Das Management stützt diese Erwartung auf konservative Annahmen bezüglich der diesjährigen Marktvolatilität“, hieß es zur Begründung. Schließlich sei 2021 gerade wegen des Booms im ersten Quartal ein außergewöhnliches Jahre gewesen, sagte Finanzchef Muhamad Chahrour am Donnerstag in einer Telefonkonferenz mit Analysten.

Dennoch hält der Vorstand an seinen Wachstumsplänen fest. So habe das Unternehmen die Grundlagen für ein künftiges „exponentielles Kundenwachstum gelegt“, sagte Niehage. Dazu soll auch der provisionsfreie Handel für wichtige Produkte und Märkte der Sparte Degiro beitragen. Für das Jahr 2026 peilt Flatexdegiro weiterhin ein Wachstum auf sieben bis acht Millionen Kunden an.

Schon wenn das zuletzt wieder normalisierte Handelsumfeld anhalte, würde dies für das untere Ende der Prognose für das Kundenwachstum im laufenden Jahr reichen, sagte Chahrour. „Angesichts der zahlreichen Wachstumsmaßnahmen, die wir 2021 ergriffen haben, um das Kundenerlebnis und unser Produktangebot zu verbessern, bin ich jedoch sehr zuversichtlich, dass diese zu einer deutlichen Beschleunigung des Wachstums unserer Kundenaccounts beitragen werden.“

Auf vorläufige Zahlen zu Umsatz und Ergebnissen für 2021 müssen die Flatexdegiro-Aktionäre noch bis Ende Februar warten, wie Finanzchef Chahrour sagte. Den Jahresabschluss will das Unternehmen am 29. März veröffentlichen.

Flatexdegiro ist mit seinen Angeboten in 18 europäischen Ländern vertreten. Zu den wichtigsten Märkten gehören Deutschland, die Niederlande und Österreich. Besonders starkes Wachstum erwartet das Management in Frankreich, Spanien, Portugal, Italien, der Schweiz, Irland und Großbritannien.