Commerzbank

Kooperation ohne Jobgarantie

Für die rund 80 Beschäftigten des Aktienhandels und -research der Commerzbank bietet die Kooperationsvereinbarung mit Oddo BHF kein Happy End. Nur ein Dutzend hat Chancen auf einen Anschlussvertrag.

Kooperation ohne Jobgarantie

Die angekündigte Auslagerung des Aktienhandels und -research der Commerzbank an Oddo BHF bietet für die meisten der rund 80 Beschäftigten kein Happy End. Wie ein Commerzbank-Sprecher auf Anfrage der Börsen-Zeitung bestätigte, werden sie nicht im Rahmen eines Betriebsübergangs den Arbeitgeber wechseln, sondern müssen sich bei Oddo BHF neu bewerben. Der Ausstieg aus dem Aktienhandel und dem dazugehörigen Research ist Bestandteil der im Februar vorgestellten strategischen Neuausrichtung, mit der die Commerzbank die Rendite auf das materielle Eigenkapital bis 2024 auf 7% steigern will. In Deutschland fällt dieser in etwa jede dritte Stelle zum Opfer.

Wie aus Finanzkreisen zu hören ist, haben nur etwa ein Dutzend der Beschäftigten der betroffenen Bereiche eine Chance auf eine neue Anstellung bei dem deutsch-französischen Geldhaus. Dabei werde es sich zur Hälfte um Aktienanalysten handeln, die Einzelwerte betreuen. Da die Commerzbank die von ihnen erstellten Reports für das Geschäft mit Aktienemissionen (Equity Capital Markets/ECM) benötigt, soll sie im Rahmen der Kooperation die kostenpflichtige Abnahme dieser Reports vereinbart haben.

Aktienstrategen und andere auf Querschnittsthemen spezialisierte Analysten hätten dagegen ebenso wenig Chancen auf einen Job bei Oddo BHF wie die Beschäftigten des Aktienhandels. Diese Details wollte der Commerzbank-Sprecher ebenso wenig kommentieren wie die von Oddo BHF mandatierte PR-Agentur.

Wie die Commerzbank vor knapp zwei Wochen bekanntgegeben hatte, lässt sie sich im Zuge ihrer Restrukturierung künftig im Brokerage von Oddo BHF als „exklusiver Partner“ unterstützen. Durch die geografisch breiter aufgestellte Plattform des deutsch-französischen Brokerhauses werden laut Mitteilung dadurch zusätzlich zur deutschsprachigen Region weitere europäische Länder und Sektoren mit einer entsprechend größeren Vertriebskraft abgedeckt.

Das institutionelle Aktienresearch will die Commerzbank demnach künftig nicht mehr selbst anbieten, sondern vom Kooperationspartner beziehen. Philippe Oddo, Geschäftsführender Gesellschafter und Vorstandschef von Oddo BHF, brachte in der Mitteilung seine Freude über die Zusammenarbeit mit „einer der bedeutendsten Adressen im Firmenkundengeschäft in Deutschland“ zum Ausdruck: „Mit diesem Schritt bauen wir unsere Position als führender paneuropäischer Anbieter für unsere privaten, institutionellen und Unternehmer-Kunden weiter aus.“

Hintergrund der Auslagerung ist, dass sich durch die Automatisierung im Brokergeschäft immer weniger Geld verdienen lässt. Dies und die europäische Finanzmarktrichtlinie Mifid II haben in den vergangenen Jahren zu einem rasanten Konsolidierungsprozess der Branche geführt, in dessen Folge viele einst unabhängige Brokerhäuser wie Main First oder Equinet sich an größere Plattformen anschlossen. Auch die Deutsche Bank, deren Stärke stets im festverzinslichen Geschäft lag, hat sich im Rahmen der Restrukturierung vom Aktienhandel getrennt. Im Gegensatz zur Commerzbank unterhält sie jedoch weiterhin ein eigenes Aktienresearch.