Wirtschaftsprüfung

Mazars hofft auf Reformschritte

Die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft Mazars hofft auf weitere Anstrengungen des Gesetzgebers für mehr Wettbewerb in der Branche. Auch die Mandanten hätten ein hohes Interesse an einer Reform des Wirtschaftsprüfungsmarktes, sagt der...

Mazars hofft auf Reformschritte

Die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft Mazars hofft auf weitere Anstrengungen des Gesetzgebers für mehr Wettbewerb in der Branche. Auch die Mandanten hätten ein hohes Interesse an einer Reform des Wirtschaftsprüfungsmarktes, sagt der für Deutschland zuständige Managing Partner Christoph Regierer im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Diese Ansicht sei in Deutschland besonders ausgeprägt, was aus Sicht von Mazars verdeutlicht, dass der hiesige Finanzplatz nach dem Fall Wirecard sehr gelitten habe. Führungskräfte in Unternehmen wünschten mehr Vielfalt im Markt, um die Qualität der Prüfungen sicherzustellen, deutet Regierer die Ergebnisse einer Umfrage. Zudem werde Multidisziplinarität der Prüfenden befürwortet und eine Ausweitung der Abschlussprüfung auf die nichtfinanzielle Berichterstattung – etwa über Klimarisiken, Diversität und Menschenrechte.

An den Strukturen im Prüfermarkt wird die politische Aufarbeitung des Wirecard-Skandals aus Sicht von Mazars nichts Grundlegendes verändern. Das gerade verabschiedete Gesetz zur Stärkung der Finanzmarktintegrität (FISG) hält Regierer nicht für zielführend. Doch er geht davon aus, dass sich die Diskussion über Marktvielfalt und die Rolle der Wirtschaftsprüfung im System von Corporate Governance und Compliance intensiv fortsetzen wird. „Nicht kurzfristig, aber perspektivisch wird es für die größeren mittelständischen Prüfungsgesellschaften neue Chancen im Markt geben – in der Abschlussprüfung und in der Beratung.“

Zwei unabhängige Prüfer

Die im FISG vorgesehene Haftungsverschärfung für Wirtschaftsprüfer stelle auch für Mazars eine Herausforderung dar, sagt Regierer. „Man muss über die Sanktionierung nachdenken, aber eine Verengung des Marktes danach, wer die größeren Haftungstöpfe hat, steht einer Entwicklung zu mehr Vielfalt entgegen“, gibt er zu bedenken.

Mazars ist mit seinem Hauptsitz in Frankreich eine Verfechterin von Joint Audits – in dem Land ist die gemeinsame Abschlussprüfung durch zwei unabhängige Prüfungsgesellschaften seit langem für börsennotierte Gesellschaften verpflichtend. Regierer verweist auf Großbritannien, wo das Financial Reporting Council „managed shared audits” vorgeschlagen hat. Danach wären die Unternehmen gezwungen, in Konzernprüfungen bis zu einem Drittel des Prüfungsauftrags und des Honorars an einen kleineren Wettbewerber der vier Marktführer KPMG, PwC, EY und Deloitte zu geben.

„Es wird unterschiedliche Ansätze geben, um Vielfalt im Markt zu fördern“, sagt Regierer. Die von der EU-Regulierung vor Jahren angestoßene Rotationsregelung habe die Marktkonzentration dagegen erhöht. „Ich würde mir wünschen, dass wir in einer FISG-II-Debatte nach der Bundestagswahl mit wissenschaftlicher Unterstützung überlegen, was der Markt braucht, um im Gesamtkomplex der Governance ein vernünftiges Angebot von Wirtschaftsprüfern zu ermöglichen.“

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.