HSBC

"Abu Henry" überschätzt die Chinabegeisterung seines Publikums

Der HSBC-Manager Sherard Cowper-Coles hat sich für seine Kritik an der China-Politik der britischen Regierung entschuldigt. Der ehemalige Diplomat hatte ihr blinden Gehorsam gegenüber Washington unterstellt.

"Abu Henry" überschätzt die Chinabegeisterung seines Publikums

“Abu Henry” in Nöten

hip London

Sherard Cowper-Coles (68) wird, anders als der wegen seiner kritischen Äußerungen zu Klimaprotesten in Ungnade gefallene Stuart King, nicht um seinen Job bei der britischen Großbank HSBC fürchten müssen. Der ehemalige Diplomat, der dem Institut als Group Head of Public Affairs dient, hatte sich auf einer privaten Veranstaltung kritisch zur britischen Chinapolitik geäußert. Wie Bloomberg unter Berufung auf Teilnehmer berichtete, hatte er der Regierung Schwäche gegenüber Washington vorgeworfen und gefordert, die eigenen Interessen wahrzunehmen. Als Beispiel dafür, wie gefügig London sei, habe er den Ausschluss des chinesischen Telekomausrüsters Huawei vom 5G-Netz-Ausbau angeführt.

Die Veranstaltung fand unter der sogenannten Chatham House Rule statt, die eine offene Aussprache ermöglichen soll, indem sie die Zuordnung von Aussagen untersagt. Doch offenbar fühlten sich Teilnehmer so unwohl mit Cowper-Coles’ Einlassungen, dass sie der US-Finanznachrichtenagentur davon berichteten. Er sah sich genötigt, sich für seine Äußerungen zu entschuldigen.

Cowper-Coles ist nebenbei Chairman des China-Britain Business Council, einer Lobby, die sich für engere Beziehungen zum Reich der Mitte starkmacht. HSBC setzt große Hoffnungen ins Chinageschäft. Zu den Großaktionären gehört der chinesische Versicherer Ping An. Der ehemalige Karrierebeamte war Botschafter des Vereinigten Königreichs in Afghanistan, Israel und Saudi-Arabien. Während seiner Amtszeit in Riad machte der Oxford-Absolvent angeblich Druck auf Robert Wardle, den damaligen Chef des Serious Fraud Office, eine Untersuchung der Geschäftspraktiken des britischen Rüstungskonzerns BAE Systems in dem Königreich nicht weiterzuverfolgen. Als er noch für das Außenministerium tätig war, hatte sich “Abu Henry”, wie er dem ehemaligen “Independent”-Nahostkorrespondenten Robert Fisk zufolge von seinen saudischen Freunden genannt wurde, für Verhandlungen mit den Taliban eingesetzt. Das führte 2010 zu seinem Ausscheiden aus dem diplomatischen Dienst. Er arbeitete anschließend für BAE Systems. Seit 2013 ist er für HSBC tätig, zunächst als Berater für Chairman und CEO, zudem als Chairman von HSBC Bank Oman.

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