PERSONEN

Aderlass im Bilfinger-Aufsichtsrat

Von Peter Olsen, Frankfurt Börsen-Zeitung, 11.5.2016 Chaostage in Mannheim. Beim einstigen Baukonzern Bilfinger geht es drunter und drüber. Der bisherige Chef Per Utnegaard ist seit Ende April weg, nach nur elf Monaten im Amt, der neue, von Linde...

Aderlass im Bilfinger-Aufsichtsrat

Von Peter Olsen, FrankfurtChaostage in Mannheim. Beim einstigen Baukonzern Bilfinger geht es drunter und drüber. Der bisherige Chef Per Utnegaard ist seit Ende April weg, nach nur elf Monaten im Amt, der neue, von Linde kommende Thomas Blades noch nicht da, ein Verkauf des wichtigen Geschäfts Building & Facility noch immer nicht vom Tisch, eine Zukunftsstrategie nicht erkennbar. Dafür aber ist ein Stellenabbau vor allem in der Verwaltung geplant. Auch die defizitäre Kraftwerkssparte ist noch nicht verkauft. Und jetzt noch Überraschungen im Aufsichtsrat.Auf der heutigen Hauptversammlung in Mannheim sollte auf der aus sechs Personen bestehenden Kapitalseite des Aufsichtsrats lediglich die ehemalige Celesio-Chefin Dr. Marion Helmes für den langjährigen Kontrolleur Udo Stark (früher MTU, MG Technologies, Agiv) in den Aufsichtsrat gewählt werden. Damit würde der Industrie- und Immobiliendienstleister die Quotenvorgabe bezüglich weiblicher Mitglieder erfüllen, denn schon bisher war die Dänin Lone Fønss Schrøder, früher auch für Møller-Mærsk tätig, im Aufsichtsgremium.Am 6. Mai hat nun das bisherige Aufsichtsratsmitglied Dr. John Feldmann, früher BASF-Vorstand, dem Bilfinger-Aufsichtsratsvorsitzenden Eckhard Cordes mitgeteilt, dass er “wegen unterschiedlicher Auffassung im Aufsichtsrat zu Strategie und Positionierung von Bilfinger” für eine Wiederwahl nicht mehr zur Verfügung steht. Das teilte der Mannheimer Konzern gestern Abend ad hoc mit. Nachfolger stehen bereitDarüber hinaus hat auch das bisherige Aufsichtsratsmitglied Hans Peter Ring, früher EADS-CFO, gestern mitgeteilt, dass er “aus persönlichen Gründen” für eine Wiederwahl in den Aufsichtsrat ebenfalls nicht zur Verfügung steht. Wie man es dreht und wendet: Dass mit Feldmann und Ring zwei unabhängige Kontrolleure nicht mehr bereit sind, sich für einen weiteren Turnus wählen zu lassen, ist ein Misstrauensvotum gegen den Finanzinvestor und Großaktionär Cevian (26-Prozent-Anteil).Aus Aufsichtsratskreisen heißt es dazu: “Es stehen kompetente Nachfolgekandidaten bereit.” Damit müssen sich die in das Mannheimer Congress Center Rosengarten geladenen Aktionäre auf für sie völlig neue Namen als Kapitalvertreter im Aufsichtsrat einstellen. Denn neben Fønss Schrøder stellen sich aus dem bisherigen Gremium nur die beiden Cevian-Vertreter Cordes und Jens Tischendorf zur Wiederwahl.Für die von Dividendenausfall und Kurseinbußen sowie den Wechseln in der Unternehmensführung – von Roland Koch über Herbert Bodner zu Per Utnegaard – gebeutelten Aktionäre wäre es bei dem Treffen umso wichtiger gewesen, hätte sich der designierte neue Vorstandschef Blades persönlich vorstellen können. Allein, sein bisheriger Arbeitgeber Linde pocht dem Vernehmen nach auf seine heutige Teilnahme an einer wichtigen Sitzung des Gasekonzerns. Noch immer nicht geklärt ist bisher, wann genau der Hoffnungsträger seinen Job in Mannheim antreten wird.