Ado Properties muss neue Vorstände suchen
Von Helmut Kipp, FrankfurtDer auf Berlin fokussierte Wohnungsinvestor Ado Properties steht vor einer kompletten Neubesetzung der operativen Unternehmensführung. Sowohl CEO Rabin Savion als auch CFO Florian Goldgruber und Chief Operating Officer (COO) Eyal Horn nehmen ihren Hut, gab die im SDax vertretene Gesellschaft bekannt. Am Aktienmarkt löste der Weggang des Führungstrios erhebliche Verunsicherung aus. Die Aktie, die zuvor schon aufgrund des geplanten Mietendeckels in Berlin ins Rutschen gekommen war, gab am Freitag zeitweise mehr als 4 % nach. In sechs Handelstagen ist der Titel von 49 Euro auf 41,30 Euro abgestürzt.Savion habe beschlossen, seinen Vertrag nicht zu verlängern, so das Unternehmen. Seine Tätigkeit als CEO ende mit Vertragsablauf am 22. Juli. Derzeit wird ein neuer Firmenlenker gesucht. Goldgruber und Horn bleiben ein wenig länger. Ihre Verträge würden kurzfristig bis 30. September 2019 verlängert, heißt es. Für beide Positionen werden ebenfalls neue Manager gesucht.Der Verwaltungsratsvorsitzende Moshe Dayan dankt dem Trio für den Einsatz in den vergangenen Jahren: “Hierdurch konnte Ado Properties zu dem sehr erfolgreichen Unternehmen werden, das es heute ist.”Die Gesellschaft macht keine Angaben, warum der ganze Vorstand das Weite sucht. Marktteilnehmer vermuten, dass Unsicherheiten über den künftigen strategischen Kurs ausschlaggebend sein könnten. Diese hingen mit Anteilsverschiebungen beim Großaktionär Ado Group (Anteil: 38,2 %) zusammen, die auch zu Veränderungen im Verwaltungsrat führten. Unter anderem übernahm Dayan, langjähriger CEO verschiedener Gesellschaften in Israel, im März die Leitung des Gremiums. Vorgänger Moshe Lahmani legte das Amt nieder. Denn die israelische Shikun and Binui, deren CEO Lahmani ist, hatte in mehreren Transaktionen eine 30-Prozent-Beteiligung an der Ado Group veräußert. Mietendeckel drohtDer personelle Aderlass trifft Ado Properties zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt. In Berlin tobt gerade eine Auseinandersetzung über eine Verstaatlichung von Wohnungsbeständen und eine Ausweitung des Mieterschutzes. Eine Bürgerinitiative hat nach eigenen Angaben 77 000 Unterschriften für ein Volksbegehren zur Enteignung von Großvermietern in der Stadt gesammelt. Der rot-rot-grüne Senat plant unter anderem einen Mietendeckel für fünf Jahre und eine Beschneidung der Umlage von Modernisierungskosten. Er will am 18. Juni über die Eckpunkte beschießen. Ado wäre von den Regulierungen besonders stark betroffen, da sich alle 24 000 Einheiten im Großraum Berlin befinden. Das Portfolio konzentriert sich auf zentrale Lagen innerhalb des S-Bahn-Rings sowie Bezirke am Stadtrand. Diese Fokussierung galt bisher als Pluspunkt, weil die Mieten in der Hauptstadt, allerdings ausgehend von vergleichsweise niedrigem Niveau, besonders stark steigen. Mit dem drohenden Mietenmoratorium droht die fehlende regionale Diversifizierung zum Bumerang zu werden.Der 1967 in Israel geborene Savion zog 2005 nach Berlin und war 2006 einer der Gründer von Ado Properties. Damals galt die Hauptstadt noch als arm, aber sexy. Immobilien waren günstig, die Mieten niedrig. Daraus entwickelte sich ein Boom, der Berlin zu einem überhitzten Mietmarkt machte. Savion agiert seit Firmengründung als CEO. Er setzte auf die Strategie, gezielt unterentwickelte Wohnungen zu erwerben und mit hohem Aufwand zu modernisieren, was vergleichsweise üppige Mietanhebungen ermöglicht. Im Sommer 2015 kam Ado Properties an die Börse. Die vorgeschlagene Wiederwahl Savions in den Verwaltungsrat auf der Hauptversammlung am 20. Juni hat sich wohl de facto erledigt, da sie an die CEO-Tätigkeit geknüpft ist.Horn, Jahrgang 1975, arbeitet seit 2007 bei Ado Properties und leitet das operative Geschäft. Er wurde wie Savion in Israel geboren. Goldgruber dagegen kommt aus Deutschland. Der Betriebswirt begann seine Karriere bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC und der Unternehmensberatung Goetzpartners. Es folgten Stationen bei Terra Firma Capital, als Kapitalmarktchef von Vonovia und als CFO von Arbireo Capital. Im Juli 2016 stieg er zum Ado-CFO auf. Der 1976 geborene Goldgruber ist engagierter Radfahrer: Die 20 Kilometer zur Arbeit legt er in sportlichem Tempo mit dem Fahrrad zurück. Am Wochenende fährt er schon mal mit dem Rennrad durch Brandenburg oder mit dem Crossrad durch den Grunewald.