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Airbus wirbt Finanzchef von Infineon ab

Von Stefan Kroneck, München Börsen-Zeitung, 22.11.2018 Auf der Suche nach einem Nachfolger für den mit CEO Tom Enders im April 2019 ausscheidenden CFO Harald Wilhelm ist Airbus beim Chipkonzern Infineon fündig geworden. Beide Unternehmen teilten...

Airbus wirbt Finanzchef von Infineon ab

Von Stefan Kroneck, MünchenAuf der Suche nach einem Nachfolger für den mit CEO Tom Enders im April 2019 ausscheidenden CFO Harald Wilhelm ist Airbus beim Chipkonzern Infineon fündig geworden. Beide Unternehmen teilten getrennt voneinander mit, dass Dominik Asam neuer Finanzchef des Luftfahrtkonzerns wird. Der 49-jährige Maschinenbauingenieur ist seit sieben Jahren CFO des Dax-Mitglieds mit Sitz in Neubiberg bei München. Infineon ist in Nachbarschaft zum deutschen Airbus-Hauptsitz Ottobrunn. In seiner neuen Funktion berichtet Asam an den Franzosen Guillaume Faury (50), der auf den langjährigen Konzernchef aus Deutschland folgt. Obgleich das Board of Directors Asam zum CFO berief, arbeiteten Chefaufseher Denis Ranque und Faury bei der Auswahl der Kandidaten eng zusammen. Viele GemeinsamkeitenFaury und Asam passen gut zueinander. Die beiden, fast gleichaltrigen Führungskräfte sind Ingenieure. Damit bringen sie auch technischen Sachverstand ein, der für die Führung eines Hochtechnologieunternehmens wie Airbus wichtig ist. Zugleich ist Asam frankophil, hatte er doch in Paris und an der Management-Universität Insead in Fontainebleau studiert. Beide verheirateten Familienväter verbindet ebenso die Faszination für die europäische Zusammenarbeit und Integration – auch in der Industrie. Für Letzteres steht Airbus Modell. Im Gegensatz zu Faury ist der deutsche Topmanager aber branchenfremd. Vor seinem Aufstieg bei Infineon arbeitete er unter anderem für RWE und Siemens.Anfang Oktober ernannte Ranque seinen Landsmann Faury zum neuen CEO. Der bisherige Chef der Flugzeugsparte galt ohnehin als Favorit für den begehrten Spitzenposten im Airbus-Konzern. Mehrere Baustellen warten Asam selbst wurde ebenfalls nachgesagt, nach noch Höherem zu streben. Insofern kommt ihm der Wechsel zu Airbus gelegen. Künftig wird er als “Herr der Zahlen” Faurys Strategie flankieren.Dabei treffen beide zunächst auf eine Reihe von Baustellen, die Airbus zwar unter Enders Regie konsequent anging, die aber auch nach der Stabübergabe den Boeing-Rivalen belasten werden: Erstens der Fertigungshochlauf der neuen Mittelstreckenbaureihe A320neo, die wegen Triebwerksmängeln holprig begann. Zweitens der Produktionshochlauf des Langstrecken-Verkaufsschlagers A350, der bislang keine größeren Probleme aufwies. Drittens die Suche nach einer Lösung für den Jumbo A380, für den von Seiten der Luftfahrtgesellschaften kaum noch Nachfrage besteht. Viertens der Dauerverlustbringer A400M, der immer wieder für Ausreißer in Form erhöhter Rückstellungen sorgte. Und fünftens die laufenden Ermittlungen der Staatsanwaltschaft in Großbritannien und in Frankreich wegen des Verdachts auf Korruption in früheren Geschäften beim Verkauf von Passagierflugzeugen. Hier drohen dem Unternehmen Geldbußen, die in die Milliarden gehen könnten.Auf den neuen CFO kommt also eine Menge Arbeit zu. Dass er solchen Aufgaben gewachsen ist, bewies der gebürtige Münchner bereits bei Infineon eindrucksvoll. Zusammen mit seinen Vorstandskollegen schaffte er die Trendwende bei der früheren Siemens-Tochtergesellschaft, die nach der Insolvenz der Speicherchiptochter Qimonda Anfang 2009 zeitweilig ebenfalls als Pleitekandidat galt. Infineon ist heute ein in der Branche fest etablierter Anbieter, der von Rekord zu Rekord eilt.Enders betonte, dass Asam “einer der am höchsten geachteten CFOs unter den Dax-Mitgliedern” sei. Insofern reagierte der Aufsichtsrat seines bisherigen Arbeitgebers auf dessen Wunsch, zu Airbus zu wechseln, mit “außerordentlich großem Bedauern”. Das Kontrollgremium bewertete Asams Arbeit als “herausragend”. Eine “Nachbesetzung” der nun vakanten Position sei “eingeleitet” worden, so Infineon. Sparten-COO kommt von BSHDerweil gab Airbus bekannt, dass Michael Schöllhorn (53) Chief Operating Officer (COO) der Kernsparte Commercial Aircraft wird. Der Deutsche folgt auf den Schotten Tom Williams, der Ende Januar 2019 mit 66 Jahren in den Ruhestand geht.Airbus warb Schöllhorn von Bosch ab. Dort arbeitete der aus Bayerisch-Schwaben stammende Ingenieur zuletzt als COO in der Geschäftsführung der Bosch-Hausgerätetochter Bosch Siemens BSH.