Qatar Airways

Airline-Chef mit scharfer Zunge

Der CEO von Qatar Airways, Akbar Al Baker, setzt sich auf dem Branchentreffen der Airlines in Doha stimmgewaltig in Szene.

Airline-Chef mit scharfer Zunge

Von Gesche Wüpper, Doha

Auf persönlicher Ebene sei er der Freund von jedem, sagt er in Anspielung auf den Streit über die Lackierung des A350, der zwischen Qatar Airways und Airbus schwelt. „Wenn es um die Interessen meines Unternehmens geht, ist das allerdings eine andere Sache.“ Qatar-Airways-Chef Akbar Al Baker hat sich nicht nur als Erstkunde zahlreicher neuer Flugzeugmodelle, sondern auch mit seiner spitzen Zunge einen Namen gemacht. Während der diesjährigen Hauptversammlung des Branchenverbandes IATA, die seine Airline gerade als Gastgeber in Doha ausrichtete, ließ er im Streit mit Airbus erneut die Muskeln spielen.

Nachdem er sich zu Beginn der Generalversammlung versöhnlich gezeigt hatte, erhöhte der 60-Jährige am Dienstag wieder den Druck auf den europäischen Flugzeugbauer. „Wenn alles geregelt wäre, würden wir nicht immer noch auf den Prozess im nächsten Jahr warten“, sagte er Journalisten. „Ein Hersteller sollte nie seine Marktdominanz ausnutzen dürfen, um einen altbewährten Kunden zu drangsalieren.“

Nach Angaben von Airbus-Chef Guillaume Faury führen der Flugzeughersteller und der Golf-Carrier Gespräche über die von Qatar Airways beanstandeten Mängel bei der Lackierung des A350-Langstreckenjets. Die staatliche Airline Katars ist nicht nur Erstkunde der beiden Versionen des A350, sondern auch der wichtigste Kunde des Langstreckenjets. Al Baker, der einst die Tourismusbehörde von Katar leitete und früher auch in der Luftfahrtbehörde des Emirats verschiedene Posten innehatte, hatte vergangenes Jahr zunächst die Annahme weiterer A350-Jets verweigert und einen Teil seiner A350-Flotte am Boden gelassen. Im Dezember dann reichte der Airline-Chef, der ein Internat im indischen Panchgani besuchte und später am Sydenham College of Commerce and Economics in Mumbai studierte, in Großbritannien Klage gegen den Flugzeugbauer ein und forderte Schadenersatz sowie eine Entschädigung für die 23 am Boden belassenen A350-Jets.

Airbus hat im Gegenzug eine Bestellung von Qatar Airways für 50 A321-Mittelstreckenjets storniert. Der Flugzeugbauer weist die Vorwürfe zurück, die Mängel beeinträchtigten die Flugsicherheit. Das sieht auch die Europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA) so. Auch vor britischen Gerichten hat Qatar Airways in dem Streit bereits zwei Schlappen erlitten.

Es ist vor allem Al Baker zu verdanken, dass die Airline aus Doha zu einer der renommiertesten Fluggesellschaften aufgestiegen ist, die von Skytrax mehrfach ausgezeichnet wurde. Als er vor 25 Jahren das Ruder übernahm, besaß Qatar Airways gerade einmal vier Flugzeuge. Damals hätten ihn Konkurrenten wie Emirates und Gulf Air nicht ernst genommen, vertraute Al Baker einmal der Fachzeitung „Flight Global“ an.

Als Gastgeber der IATA-Hauptversammlung ließ sich der Manager nun gebührend von Konkurrenten, Ge­schäftspartnern und Mitarbeitern feiern. Allerdings konnte er sich auch bei einem Gala-Dinner nicht verkneifen, mit den Muskeln zu spielen. „Verlassen Sie sofort das Spielfeld oder es gibt keine Unterhaltung“, drohte er, nachdem seine Gäste versehentlich den Rasen des Khalifa-Fußballstadions betreten hatten, um die von ihm extra eingeflogene Jennifer Lopez besser auf der Bühne sehen zu können.

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