Akasol-Chef muss Wachstumsschub managen
Von Helmut Kipp, FrankfurtMit einigem Unbehagen dürfte Sven Schulz den Kursverfall von Voltabox beobachten. Denn die Tochtergesellschaft des Autozulieferers Paragon gilt am Kapitalmarkt als wichtiges Vergleichsunternehmen für seine Firma Akasol. Beide Konzerne stellen Batteriesysteme her. Voltabox ist auf Stromspeicher für den industriellen Einsatz fokussiert, etwa Gabelstapler, fahrerlose Transportsysteme, Bergbaufahrzeuge sowie Oberleitungsbusse, und stellt Starterbatterien für Motorräder her. Die Systeme von Akasol kommen in Bussen, Lastwagen, Schienen- und Industriefahrzeugen sowie Schiffen zum Einsatz.Schulz ist der Kopf hinter Akasol. Er führt das Unternehmen als CEO und ist über die Schulz Group mit 47,4 % Großaktionär. Der Wirtschaftsingenieur ist gerade dabei, aus dem eher kleinen Unternehmen einen respektablen Mittelständler zu bauen. Dafür wird kräftig in den Aufbau der Serienproduktion investiert. Das Werk im hessischen Langen soll von 300 Megawattstunden (MWh) Kapazität im Jahr bis 2020 auf maximal 800 MWh erweitert werden. Das wäre nach Unternehmensangaben Europas größte Fabrik für Lithium-Ionen-Batteriesysteme.Auch in den USA hat Schulz große Pläne. Über fünf Jahre will der 1975 geborene Manager einen mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Betrag in die neue Produktionsstätte im Großraum Detroit investieren und 200 Arbeitsplätze schaffen. Der Bundesstaat Michigan unterstützt den Bau mit einem einstelligen Millionen-Euro-Betrag. Die Fabrik soll 2020 eröffnet werden, bis 2021 ist eine Produktionssteigerung auf 400 MWh im Dreischichtbetrieb geplant. In Geschäftszahlen bedeutet das: Der Umsatz soll sich gemäß den bei Bloomberg erfassten Analystenprojektionen von 22 Mill. Euro im vergangenen Jahr bis 2022 auf 349 Mill. Euro vervielfachen.Dass bei forschen Expansionsplänen schon mal etwas schiefgehen kann, zeigt das Beispiel Voltabox, die in der vergangenen Woche die Prognose aufgrund der Verschiebung bei einem Großauftrag und einer Technologie-Umstellung bei einem Zelllieferanten drastisch zusammenstreichen musste. Die Folge war eine Halbierung des ohnehin stark gesunkenen Aktienkurses. Voltabox war im Oktober 2017 zu 24 Euro an die Börse gekommen. Die anfangs entfachte Euphorie verflog alsbald. Unlängst war die Aktie nicht einmal mehr 5 Euro wert, wenngleich am Montag eine Erholung zu beobachten war. Aus Tüftlergruppe entstandenIm Vergleich dazu hat sich Akasol gut gehalten.Sonderlich reüssiert hat die Neuemission vom Juni 2018 allerdings nicht, denn der Aktienkurs lag bisher zumeist unter dem Ausgabepreis von 48,50 Euro. Das Unternehmen entstand 2008 aus einer akademischen Tüftlergruppe. Professoren und Studenten der TU Darmstadt hatten ein solargetriebenes Rennmobil konstruiert, mit dem sogar Weltmeisterschaften gewonnen wurden. Die Gruppe organisierte sich 1990 als gemeinnütziger Verein namens Akasol. Den Verein gibt es übrigens heute noch. Er arbeitet an Oscar, einem Leichtelektroauto für zwei Personen, das mit Strom aus Sonne, Wind und Wasser fährt, für 100 Kilometer etwa die Menge Energie verbraucht, die in einem Liter Benzin steckt, und mit 130 Stundenkilometern flott unterwegs ist.Als Produzent von Batterien für elektrisch angetriebene Busse oder Lastwagen ist das Unternehmen Akasol dem Oberthema umweltfreundlicher Antrieb treu geblieben. Wichtigste Partner für Schulz sind die beiden Großkunden Daimler und Volvo. Für den Aufbau dieser strategischen Geschäftsbeziehungen spielt er eine zentrale Rolle. Schulz, der seit dem Jahr 2001 im Automobilsektor tätig ist, gilt als Generalist in Sachen Technik, der sich auch bei kaufmännischen Themen einbringt. Das dürfte hilfreich sein bei der wohl größten bevorstehenden Herausforderung, dem Aufbau des US-Marktes.