Private-Equity-Riese

Aktionäre klagen gegen Vergütungen von KKR-Gründern

Die KKR-Gründer Henry Kravis und George Roberts ziehen sich den Unmut von Aktionären zu. Denn infolge einer Reorganisation der Private-Equity-Gesellschaft erhalten sie einen Geldregen, für den sie laut Klägern keine Gegenleistung erbracht haben.

Aktionäre klagen gegen Vergütungen von KKR-Gründern

Aktionäre klagen gegen Vergütung von KKR-Gründern

Von Alex Wehnert, New York

Henry Kravis und George Roberts sind in Finanzkreisen eigentlich als hyperaktiv bekannt. Die beiden Cousins und Mitgründer des Private-Equity-Riesen KKR haben über die Dekaden hinweg in hektischen Verhandlungsrunden zahlreiche Mega-Deals gestemmt und sich insbesondere mit dem kontroversen Leveraged Buy-out des Tabak- und Lebensmittelkonglomerats RJR Nabisco im Jahr 1988 in den Annalen der Wall Street verewigt. Im Alter von 80 Jahren müssen die Milliardäre sich allerdings mit neuen Vorwürfen auseinandersetzen: Dass sie fürs Nichtstun gewaltige Summen verdienen.

Zeigt sich gern beschäftigt: KKR-Gründer Henry Kravis, hier in der Lobby des Trump Tower in New York. Foto: picture alliance / AP Photo | rlizik|File|Filed|1/12/2017 2\55\21 PM, Evan Vucci.

So machen Aktionäre Stimmung gegen Vergütungen, die Kravis und Roberts vereinbarten, als sie 2021 die operative Leitung von KKR abgaben. Damals erhielten sie im Zuge einer Reorganisation der Gesellschaft steuerfrei Aktienpakete, die heute auf einen Wert von mehr als 680 Mill. Dollar kommen. Möglich wurde dies durch eine Änderung der Rechtsform von einer Up-C-Struktur, die US-Firmen aufgrund von Steuervorteilen häufig vor einem Börsengang wählen, in ein reguläres Unternehmen. Ein Pensionsfonds für Installateure erhebt nun den Vorwurf, dass der Geldregen, der Kravis, Roberts und andere Partner für hypothetisch verpasste künftige Benefits kompensieren sollte, bar jeder finanziellen Logik und ohne Gegenleistung erfolgte.

Auch aktuelle CEOs beklagt

Der Fall drehe sich um „zwei Titanen der Wall Street, die sich selbst und ihre Partner bereichern wollten“, heißt es in der im Bundesstaat Delaware eingereichten, am Dienstag öffentlich gewordenen Klageschrift. Auch die aktuellen Co-CEOs von KKR, Scott Nuttall und Joseph Bae, sind darin als Beklagte aufgeführt. Rivalen wie Apollo Global und Carlyle müssen sich bereits mit ähnlichen Auseinandersetzungen herumschlagen.

Damit rückt ein kompliziertes Finanzkonstrukt stärker in den Fokus, das vielen Firmengründern schon massive Auszahlungen beschert hat: sogenannte Tax Receivable Agreements (TRA). Diese Deals zwischen Unternehmen und ihren Frühphasen-Investoren sollen dabei helfen, Körperschaftssteuern einzusparen, wenn bereits vor dem IPO beteiligte Anteilseigner ihre Aktien verkaufen.

Vorwurf der Befangenheit von Direktoren

Die meisten Kontroversen um TRA drehen sich um Fälle, in denen Unternehmen ihren Frühphasen-Investoren hohe Beträge zuwiesen, obwohl diese keine Aktienverkäufe tätigten, die Steuereinsparungen mit sich gebracht hätten. Später eingestiegene Aktionäre erheben dabei häufig den Vorwurf der Befangenheit. Denn Mitglieder von Verwaltungsräten, die TRA-Kompensationen freigeben, profitieren häufig selbst von diesen.

KKR ist seit 2010 an der New York Stock Exchange gelistet, weder Kravis noch Roberts haben nach aktuellen Stand jemals Aktienverkäufe getätigt, die Steuerguthaben für die Gesellschaft kreiert hätten. Die Berater und Direktoren von KKR urteilten 2021, dass die Gründer und andere TRA-Rechteinhaber durch die Reorganisation des Unternehmens Kontrollanteile aufgaben und dafür eine Gegenleistung verdienten. Damals beanspruchten Kravis, Roberts und ihre Partner laut der Klageschrift 8,5 Millionen junge Aktien für sich.

Gesellschaft weist Anschuldigungen zurück

Die Kläger beschuldigen die Gründer und Frühphasen-Investoren, unrechtmäßige TRA-Zahlungen semantisch legitimiert zu haben. So sei der Begriff „TRA-Ablösezahlung“ in mehreren Dokumenten des Verwaltungsrats zwar durchgestrichen worden, die angeführten Beträge aber unverändert geblieben. Zudem hätten sich Kravis, Roberts und ihre Nachfolger Nuttall und Bae im Zuge der Reorganisation 3,3 Millionen nicht beanspruchte Aktien zugewiesen, die für Vergütungen ehemaliger Mitarbeiter zurückgestellt worden waren.

KKR weist die Vorwürfe als haltlos zurück, der Pensionsfonds stelle die Transaktionen in einem falschen Licht dar. Die Gesellschaft will die Klage wohl abweisen lassen. In ähnlichen Fällen haben sich Richter aber häufig auf die Seite der Kläger geschlagen. Im laufenden Jahr schloss der Healthcare-Anbieter Premier nach einer Klage mit TRA-Bezug einen Vergleich und zahlte 71 Mill. Dollar an angeblich geschädigte Aktionäre.

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