Hauptversammlung von Toyota

Aktionärsberater kritisieren Toyota-Chef Toyoda

Geschlampte Zertifizierungen von Fahrzeugen haben den Ruf von Toyota beschädigt. Dafür soll der langjährige Chef Akio Toyoda den Verwaltungsrat verlassen.

Aktionärsberater kritisieren Toyota-Chef Toyoda

Aktionärsberater kritisieren Toyota-Chef

mf Tokio

Die Stimmrechtsberater Institutional Shareholder Services (ISS) und Glass Lewis haben die Aktionäre des Autobauers Toyota aufgefordert, auf der Hauptversammlung am 18. Juni in Aichi gegen den Verbleib von Akio Toyoda (68) im Verwaltungsrat zu stimmen. „Als langjähriger Topmanager sollte Toyoda für eine Reihe von Unregelmäßigkeiten bei der Zertifizierung innerhalb der Toyota-Gruppe verantwortlich gemacht werden“, schrieb ISS. Glass Lewis begründete ihr Votum mit Toyodas Verantwortung für nicht angemessene interne Kontrollen und einen nicht ausreichend unabhängigen Verwaltungsrat.

Verkaufsstopp für drei Modelle

Toyota, Daihatsu, Hino und Toyota Industries hatten kürzlich zugegeben, die gesetzlich vorgeschriebenen Fahrzeugprüfungen nicht ordnungsgemäß durchgeführt zu haben. Daihatsu stellte die Produktion drei Monate lang ein, Toyota erließ einen Verkaufsstopp für drei Modelle. Das Verkehrsministerium durchsuchte Büros in der Toyota-Zentrale. Die Finanzzeitung „Nikkei“ klagte laut über einen „neuen Schandfleck auf der japanischen Autoindustrie“.

Keine kriminelle Energie

Der Konzern schlägt den Aktionären die Wiederwahl aller zehn Direktoren im Verwaltungsrat vor. Toyoda habe die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens gestärkt, die derzeitige profitable Struktur aufgebaut und die Überprüfung der Unternehmensführung gefördert, begründete der Autobauer die Wiederwahl. Nach 14 Jahren als Chief Executive Officer hatte der Enkel des Konzerngründers im Juni 2023 den Vorsitz des Verwaltungsrates übernommen.

Anfang Juni hatte Toyoda sein früheres Versprechen bekräftigt, das interne Verfahren bei den Tests zu verbessern und ein „Umfeld für normale Gespräche zu schaffen“. Gleichzeitig erklärte er, die Testanforderungen seien zu kompliziert, es fehlten klare Regeln. Die Autoindustrie und das Verkehrsministerium sollten über die Testverfahren sprechen. Ungeachtet des Pfuschs beim Testen wurde bisher kein einziger Rückruf notwendig. Alle Daihatsu-Modelle bestanden einen regulären Test. Von krimineller Energie wie beim Dieselgate-Skandal, wo die Autobauer ihre Fahrzeuge manipulierten, um den Abgastest überhaupt bestehen zu können, kann in Japan keine Rede sein.

Vertrauen in Toyoda schmilzt

Im Vorjahr wurde Toyoda mit 85% der Stimmen wiedergewählt, ein Rückgang gegenüber 96% im Jahr 2022 und der niedrigste Wert seit mindestens 2010. Angesichts der scharfen Kritik auch in der Presse könnte Toyoda diesmal noch schlechter abschneiden.

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