Vorstandswechsel

Aldo Kamper kehrt in ein anderes Unternehmen zurück

Der Niederländer verlässt Leoni und wird Chef von AMS Osram. Kamper hatte lange die Halbleitersparte von Osram geleitet. In den vergangenen Jahren hat sich in dem Unternehmen viel verändert.

Aldo Kamper kehrt in ein anderes Unternehmen zurück

Von Joachim Herr, München

Für Aldo Kamper ist es eine Rückkehr. Im Frühjahr soll er Vorstandsvorsitzender von AMS Osram werden; der Termin steht noch nicht fest. Doch das Unternehmen, dem sich der 52 Jahre alte Niederländer nach viereinhalb Jahren wieder anschließt, hat sich stark verändert. Der Lichttechnikkonzern Osram, lange ein Teil des Siemens-Konzerns, wurde in der Zwischenzeit von dem österreichischen Chip- und Sensorhersteller AMS übernommen. Von Osram sind nicht viele Führungskräfte geblieben, und ein Teil der Geschäfte hat das Unternehmen verkauft – auch weil es damit die Schulden für den Kauf von Osram abbaut.

Ein wichtiger Teil von AMS Osram sind aber nach wie vor die Optohalbleiter – auch um das stark von Apple abhängige AMS-Geschäft auszugleichen. Von 2010 bis 2018 leitete Kamper die Osram-Tochterfirma Opto Semiconductors GmbH mit Sitz in Regensburg. Er kennt die Branche, Kunden, Lieferanten und die Technologien so gut wie nur wenige.

Das macht ihn für AMS Osram interessant, ebenso die Tatsache, dass er seit September 2018 als Vorstandschef von Leoni Schwerstarbeit für die Sanierung des Nürnberger Autozulieferers leistet. „Er bewährte sich als Krisenmanager“, sagt Klaus Rinnerberger. Der Aufsichtsratsvorsitzende bedauert nach eigenen Worten sehr, dass Kamper Ende März Leoni verlässt.

AMS Osram verspricht sich von dem Nachfolger von Alexander Everke, „die strategische Ausrichtung des Unternehmens fortzuführen und weiterzuentwickeln“. Der frühere Infineon-Manager Everke ist seit 2016 CEO von AMS.

Kampers Kompetenz in Sachen Technologie und seine Erfahrung als Manager bildeten „eine hervorragend Grundlage, um die Chancen aus der Kombination von Sensorik und LED-Technologie auszuschöpfen“, teilt das Unternehmen mit. In der Branche wird Kamper einiges zugetraut und erwartet, dass er manchen wichtigen Posten neu besetzt. Ein Vorteil für den Niederländer könnte sein, dass aufgrund früherer Zukäufe etliche Landsleute im Unternehmen seien, heißt es.

Kampers früherer Osram-Kollege Ingo Bank ist der einzige aus dem Vorstand, der im Unternehmen geblieben ist. Seit Mai 2020 ist der ehemalige Philips-Manager Finanzchef von AMS Osram. Doch vor vier Monaten gab Bank bekannt, seinen Vertrag, der Ende April dieses Jahres ausläuft, nicht zu verlängern.

Gerüchte über Vorgänger

Seit der Übernahme des Münchner Unternehmens läuft es für AMS Osram nicht besonders gut. Der Kurs der an der Schweizer Börse notierten Aktie stürzte seit August 2019, als AMS das erste Angebot für Osram bekannt gab, auf weniger als ein Viertel ab. Nach Ansicht mancher Analysten war die Übernahme von Osram wenig überzeugend. In der Branche wurde schon im vergangenen Herbst gemunkelt, der Aufsichtsrat sei angesichts der Entwicklung des Aktienkurses mit Everke nicht zufrieden. Damals lag der Börsenwert noch niedriger. Vorsitzende des Aufsichtsrats ist die Österreicherin Margarete Haase, die als unabhängiges Mitglied gilt.

Kamper erkennt in seinem nächsten Karriereschritt „die konsequente Fortsetzung meiner beruflichen Laufbahn“. Er beteuert, er hätte gern die Restrukturierung von Leoni abgeschlossen. Aber die Verlockung des Angebots von AMS Osram war offenbar zu stark: „Da konnte ich nicht Nein sagen.“